Thema: Schandfleck
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Alt 10.01.2017, 21:03   #5
juli
Gast
 
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Standard Lieber eKy,

Die meisten Bettler möchten am liebsten unsichtbar sein. Ich weiß, dass es professionelle Bettler gibt, doch die meisten sind Obdachlos und durch alle Netze der Gesellschaft hindurchgefallen. Die Gründe dafür können die unterschiedlichsten sein. Und ich weiß von meiner Arbeit her, dass der Weg auf die Straße manchmal rasant gehen kann.

Meist gucken die Vorübergehenden durch die Armen hindurch, so als wenn diese nicht da sind. Und sie fühlen sich in ihrer Heilen Welt berührt oder gar angegriffen. Du hast die Situation der Bettler und der "Angesprochenen" genau beobachtet und sehr gut beschrieben.

Bei mir gibt es in der Nähe eine kleine Stadt. Früher kam ein Bettler immer mit seinem Schifferklavier und spielte in der Einkaufzone. Es kommt aus dem Osteuropäischen Raum, und er kam immer zur Winterzeit so um Weihnachten herum. Er wurde wohlwollend von der kleinen Stadt aufgenommen. Bekam ein kleines Holzhaus, dass offen war mit seinem Namen drauf. Seitdem ist er Angestellter der Stadt,und er musiziert offiziell für alle Vorübergehenden. Sein Hut steht als Kasse dort. Die meisten kennen ihn und nennen ihn beim Namen. Ich weiß, das ist die Ausnahme. Ich kenne auch Köln, dort gibt es Gebiete für Bettler und die verjagen sich, wenn einer nicht in seinem Areal ist. Bettler mit Kindern, da bin ich hilflos, und es rührt mich immer.

Ein Sonett, das die Situation beim Namen nennt, und dein Titel
" Schandfleck" macht wach und ich sage mir, wir leben in einer reichen Gesellschaft. Nun ja man kann nicht allen helfen und dann gehe ich weiter, manchmal mit einem mulmigen Gefühl und entscheide mich spontan für geben oder Nicht geben, mit dem Wissen, dass das Leben eines Bettlers ein Lotteriespiel ist und die Kreterien der Gebenden von deren Launen abhängt.

Liebe Grüße sy

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