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Alt 31.03.2017, 09:57   #11
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heimkehrerin
 
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Zitat:
Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
Es ist meiner Meinung nach richtig,...wenn man es nicht ...verabsolutiert. Das versucht, wie ich es verstehe, auch Fee auszudrücken.
Jep.

Zitat:

... Mir geht es um Klarheit der Begriffe. Das ist es auch, was mir an Theodor Storms Zitat gefallen hat.
Das Zitat ist mMn auch zeitlos, lieber Thomas.
Und ebenso 1:1 auf die bildenden Künste umzulegen.

Und wenn Schiller vor gut 200 Jahren (!) sagte

Zitat:
.. Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf;
meint er dann, man solle zeitlos seiner Zeit vorauseilen, um innovativ zu sein oder dass man sich nicht von neumodischen Strömungen mitreißen lassen sollte, bloß um zu gefallen?

Meint er es in letzterem Sinne, dann kann man das so nicht mehr in die heutige Zeit transferieren. Abgesehen davon sind wir nun mal alle Geschöpfe des Jahrhunderts, in dem wir leben. Und sämtliche Kunstwerke sind es ebenfalls. Schöpfungen ihrer Zeit. Sogar dann, wenn jemand bewusst versucht, die "guten alten Zeiten" wiederzubeleben. Selbst dann ist das Ausdruck einer Verdrossenheit über die Gegenwart und somit kulturelles Zeugnis des aktuellen Jahrhunderts - schlicht durch das Verleugnen desselben durch die Flucht zurück in "bessere Zeiten".

Zitat:
"Warum empfinden wir heute noch z.B. eine Jahrhunderte alte chinesische Vase (vielleicht nur eine Scherbe davon) als schön, wieso eine griechische Statue (vielleicht nur den Torso davon) als schön? Es geht um eine zeitlose Qualität, denn wir kennen die Zeitumstände, in denen diese Vase, bzw. diese Statue entstanden ist, nicht mehr, bzw. können sie selbst mit großer Mühe kaum nachvollziehen.
Dass einst außergewöhnlich gut Gelungenes zeitlos schön bleibt und beeindruckt, liegt daran, dass wir ein angeborenes Empfinden für Ästhetik besitzen und bestimmten wahrnehmungspsychologischen Veranlagungen folgen. Aber ein Teil der damaligen Aussage des Werks ist für uns heute nicht mehr erschließbar - weil nur in der Zeit der Entstehung von Relevanz und entschlüsselbar. Also verlieren auch chinesische Vasen und klassische Statuen einen Teil ihrer künstlerischen Aussage. Das sollte man bedenken.

Versteh mich bitte nicht falsch - ich lese sehr gerne Rilke, Hesse, Trakl, ab und zu Goethe, Theodor Kramer, Heine und Co und empfinde deren richtig guten Gedichte auch als sehr zeitlos schön - aber dass die Sprache und Inhalte ihre zeitliche Herkunft oft nicht verleugnen können, wirst du mir sicher nicht absprechen (und das ist ja auch in keinster Weise negativ).
Dennoch - diese Werke sind auch für mich zeitlos schön. Aber die Sprache ist ebenso als bildnerisches Mittel dem Wandel der Zeit unterworfen wie es die Bildsprachen und Medien der Maler, Bildhauer und Graphiker sind. Die arbeiten ja auch heute alle nicht mehr mit den alten Mitteln um ihre Botschaften zu "bilden".

Stilelemente großer Vorbilder wieder aufzugreifen und in die Kunst der heutigen Zeit so zu transferieren, dass sie nicht wirken als wären sie bloß auf Zeitreise gegangen und hier ein wenig "fremd" - DAS ist die Herausforderung für Künstler heutzutage. Dann darf sich ein Werk "eigenständig" nennen.

Aber das sagst du ohnehin selbst.

Zitat:
Um jedes Missverständnis auszuschließen: Es geht nicht darum rückwärtsgewandt das Heil in der Nachahmung früherer Künstler zu suchen, sondern sich mit diesen auseinanderzusetzten, um von ihnen zu lernen. Was man dabei lernen kann sind nicht bestimmte Formen und Tricks, es ist das Geheimnis zeitlos Gutes zu schaffen.
Ja, das sehe ich so wie du. Was wir von ihnen lernen können, ist die jene innere Haltung gegenüber dem Werk und Werkprozess an sich, die das Berührende, Authentische vom bloß handwerklich gut Gemachten abhebt. Wenn der Künstler nicht ein Stück Herzblut von sich an sein Werk gibt, wird es immer "hohl" bleiben. Darüber können dann auch lautes, stilistisches Getöse und technische Rafinessen nicht hinweghelfen. Ein Stück Volkskunst kann daher ebenso tief berühren und Schönheit entfalten wie eine antike griechische Büste.

Zitat:
P.S.: Auf der "Sangbarkeit" von Lyrik (nicht Dichtung allgemein!) bestehe ich.
Kannst du die beiden genauer definieren, bitte? Ich dachte, Lyrik wäre Dichtung in Versform.
Und wikipedia sagt: "Dichtung bezeichnet einen künstlerischen Schaffensprozess, der je nach Definition auf die poetische Gattung der Lyrik beschränkt ist oder auch andere Kunstformen wie Musik und Malerei mit einschließt."

Welche Unterscheidung meinst du also? Nicht, dass wir noch aneinander vorbei reden.

Lieber Gruß,
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