Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 20.02.2009, 09:24   #6
Klatschmohn
MohnArt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: RLP
Beiträge: 1.949
Standard

Woher ihr Mann das Geld hatte wusste sie nicht. Irgendwelche Geschäfte wohl. Krumme Geschäfte.
Eigentlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihr Mann unredlich gehandelt hätte, aber mit dem Geld, dessen wurde sie sich immer sicherer, stimmte etwas nicht. Vielleicht hatte er mal eine Andeutung gemacht, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern. Sonst hatte er alle seine Sorgen mit ihr geteilt. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr fragen. Sie seufzte. Schade, dass er nicht mehr bei ihr war. Sie hatten eine gute Ehe geführt. Auch wenn die Hochzeit damals ein Skandal gewesen war.
Sie selbst entstammte einer kurzfristigen Beziehung zwischen zwei Künstlern, einem Maler und einer Sängerin und war größtenteils bei einer Tante aufgewachsen.
Als sie ihren späteren Mann kennen lernte, hatte sie kein festes Engagement in ihrem Beruf als Schauspielerin. Sie versuchte sich irgendwie mit kleinen Rollen über Wasser gehalten.
Elisabeth hatte ihr damals geholfen.
Ihre Schwester hatte es besser gehabt, die hatte einen anderen Vater, der sie in seine Familie aufgenommen hatte. Dort war sie aufgewachsen. Elisabeth konnte Betriebswirtschaft studieren, und hatte dann eine kleine Firma geleitet.
Ihrer beider Mutter hatte die Verantwortung für die Kinder gerne abgegeben und ein viel beschäftigtes Künstlerleben geführt.
Den Vater lernte sie erst spät kennen. Sie hatte nach ihm geforscht. Später, als sie schon lange verheiratet war. Eigentlich ein ganz netter Kerl, hatte sie gefunden. Aber ein Luftikus ohne Verantwortungsgefühl. So schien es ihr.

Sie war 30 und er 35 als sie Bodo von Limpisch kennen lernte. Sie hatten Hals über Kopf geheiratet. Für die Familie war sie ein Nichts, aber sie hatte sich ihren Platz erobert und nach und nach alle Familienangehörigen für sich eingenommen. Schade, dass sie keine Kinder mehr bekommen hatten. Bodo konnte keine Kinder zeugen, er hatte sich untersuchen lassen.
Dafür hatten sie aber wunderbare Reisen unternommen. Sie waren in Indien und Afrika gewesen und hatten sehr viel von der Welt gesehen.

Sie wandte sich wieder Frau Reichel zu. Beide Frauen verstanden sich auf Anhieb. Beide hatten den Tierschutz zu ihrer Lebensaufgabe gemacht.
Das Telefon klingelte. "Die Polizei ist da", meldete sich die Empfangsdame, "sie möchten mit Ihnen sprechen. Kann ich sie nach oben schicken?"
Frau von Limpisch verabschiedete sich herzlich von Frau Reichel: "Wir sehen uns noch, ich kann Ihnen gar nicht genug danken, dass Sie Trixi bei sich aufgenommen haben."
Den ganzen restlichen Vormittag verbrachte sie damit, der Polizei Rede und Antwort zu stehen. Sie sollte die Täter und den Tathergang der Entführung wieder und wieder schildern. Jedes Mal fielen ihr neue Details ein. Zum Tathindergrund konnte sie nichts sagen, nur dass man Geld von ihr gewollt habe, welches ihr Neffe organisieren solle. Von dem Geld im Safe sagte sie nichts.

Später kam auch ihre Freundin. Beide Frauen umarmten sich lange. "Wo ist Rolf", wollte sie wissen. "Ich weiß nicht, er bekam einen wichtigen geschäftlichen Anruf. Es schien sehr dringend zu sein. Heute Abend kommt er zurück. Ich soll Dich herzlich grüßen. Schön, dass Du wieder da bist!" Sie hielt die Hand der Freundin. "Mir fällt ein Stein vom Herzen."

Als Hilde Braun und Marie Gebhardt wieder ihren morgendlichen Spaziergang machten, hatte sich die Nachricht von der glücklichen Rettung der alten Dame schon überall im Ort herumgesprochen. Das Polizeiaufgebot, der Hubschrauber hatte die Anwohner alle schon mobilisiert. Weit wollten sie heute nicht in den Wald gehen. Es war ihnen unheimlich zumute.
Auf der Wiese, in der Nähe des Baches, entdeckten sie einen breiten schwarzen gewebten Wollschal. "Der lag gestern noch nicht da, ich kann mir schon denken, wem der gehört." Hilde Braun hob ihn auf. Beide Hunde schnüffelten sehr interessiert. Hayo winselte ein bisschen. "Ist schon gut Hayo, alles in Ordnung" beruhigte ihn Frau Gebhardt.
Auf dem Rückweg gingen sie wieder am Hotel vorbei, um den Schal abzugeben. Ein Polizist saß draußen im Wagen. "Wir haben gestern die Meldung gemacht, dass jemand entführt wurde. Eben haben wir den Schal gefunden, der gehört sicher der entführten Dame." Der Polizist sah sie misstrauisch an. "Warten Sie bitte!" Er telefonierte. Kurze Zeit später erschien ein Beamter in Zivil, in Begleitung einer eleganten alten Dame. Diese hatte ein frisches schmales, noch glattes Gesicht für ihr Alter, mit lebhaften brauen Augen. Trotz der überstandenen Strapazen und in Anbetracht ihres Alters war sie in erstaunlich guter Verfassung. "Ach, Sie sind meine beiden Retterinnen! Ich habe Ihnen viel zu verdanken. Machen Sie mir doch die Freude und kommen heute Nachmittag gegen fünfzehn Uhr zum Kaffe. Sie müssen mir alles genau erzählen."
"Gerne", antworteten die Frauen wie aus einem Mund. Für Beide war es eine aufregende Geschichte geworden: Mittendrin in einem Krimi.
Nun ließ sich der Beamte, der sich mit dem Namen Keiner vorgestellt hatte, genau den Fundort des Tuches zeigen.
Plötzlich nahm Hayo Witterung auf. Die Nase dicht am Boden zog er am Bach entlang. Die Frauen blickten den Beamten fragend an. Der fühlte nach seiner Waffe, überlegte kurz. „OK, Sie halten sich hinter mir“. Er zog sein Telefon aus der Tasche und gab Anweisungen. Die drei hatten Mühe, Hayo zu folgen.


Fortsetzung folgt
__________________

© Klatschmohn
Inselblumen
Trockenmohn

Geändert von Klatschmohn (20.02.2009 um 09:31 Uhr)
Klatschmohn ist offline   Mit Zitat antworten