Thema: O Herr
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Alt 20.04.2009, 18:42   #8
Feirefiz
Bernhardverdreher
 
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Liebe Eiländer!

Ich werde eure Kommentare im ganzen behandeln, ich hoffe es fühlt sich keiner zurückgesetzt. Cyparis, dein Lob bedeutet mir sehr viel.

Es war tatsächlich nicht mein Ziel, hohle Kirchenkritik anzubringen. Denn das kann jedes dahergelaufene Nachtgespenst mit schwarzen Klamotten. Da findet man immer einen aus drei, vier, fünf Punkten bestehenden Konsens. Dann heißt es: Kreuzzüge, Inquisition, Kondome, vergoldete Beichstühle, George Bush, usw...wer kann das heute noch gutheißen? Kirche doof finden ist in Mode, wie einst Pfeifenkrägen. Nichts ist heutzutage leichter als DAS, da muss ich dir widersprechen, Medusa.
Ich glaube ReinART meint genau dasselbe wie ich, wenn er von Jesus spricht, dem ein tiefer Glaube innewohnte, der ihn anleitete. Gott war auch nicht sein Herr sondern sein Vater (wenn es denn so war). Die Sehnsucht nach dieser Sicherheit in Gott ist das Thema meines Gedichtes. Ich habe sie bisher nicht gefunden.
Liebe larin, du triffst DEN wunden Punkt! Ich finde zu solcherlei Ausführungen nicht den geringsten Zugang. Nicht, dass du nicht vielleicht recht hättest, aber es ist für mich nicht nur unerheblich, nein, es ist für mich nicht mal die Frage wert, ob Gott nun Strom ist oder ein Computer.
Einem Konflikt zwischen den Weltreligionen stehe ich nicht traurig oder ablehnend gegenüber, sondern KOPFSCHÜTTELND!
Letztens las ich etwas über die sog. "Theodizee", also die Frage, warum es zwar einen allmächtigen und guten Gott gibt, aber das Böse trotzdem in der Welt ist. Diesem Thema widmeten sich jahrhundertelang nicht religiöse Spinner sondern, und auch heutzutage noch!, hochgebildete Menschen! Und was kann ich dazu sagen? Ich kenne keinen Gott - also kann ich das Problem nicht verstehen.
Für allzuviele Menschen war und ist es wichtig, ob Christus tatsächlich KÖRPERLICH in Brot und Wein beim Abendmahl in der Kirche anwesend ist, oder ob diese beiden nur ein Symbol für seinen Leib und sein Blut sind. Für diese Frage wurden Menschen aus Fenstern geworfen, hunderttausende zunächst gequält, dann verbrannt und irischen Vorschulkindern wurden von Erwachsenen Pflastersteine an den Kopf geworfen.
Für mein Dafürhalten bleibt jedoch nur die Wahl zwischen einer besonders obszönen Form des Kannibalismus oder eben einem spröden Verteilen von Fressalien. Ich muss mir eben NICHT die Frage stellen, ob Gott nun katholisch, protestantisch, islamisch oder sonstwas ist, das müssen andere tun, es tun andere, und fast alle von ihnen finden, mit Verlaub, eine falsche Antwort. Für mich ist der sog. "Dialog zwischen den Religionen" ein HOHN, da er ohne Religionen nicht stattfinden müsste. Ich für meinen Teil habe nämlich keine Berührungsängste, egal ob jemand Schweinefleisch isst und wieviele verschiedene Teller er dafür benützt. Das macht mich übrigens nicht zum "Kultur-Christen" sondern einfach zu einem Menschen.
Das alles wäre ja kein Problem, wären es nicht gerade religiöse Menschen AUF DER GANZEN WELT, die diesen Planeten mit immer neuen Perversionen in Schach halten.
Ich würde mich zum Beispiel auch nie als "Atheisten" bezeichnen, denn die "Gottesferne" setzt einen Gott voraus, den ich nicht sehe. Zumindest kann und will ich nicht einsehen, dass ich ein engherziger Mensch sein soll, wenn mir bei "Gott" vor Allem ein eitler Fatzke mit Hang zu grausamen Katastrophenspielerchen einfällt, denn ich will mich nicht in Gott gespiegelt sehen und auch ein 2-3000 Jahre alter Wälzer, verfasst von Ziegenbauern und fetten Popen, liefert mir keinen Beweis.
Einer Freundin, die Theologie studierte, stellte ich einmal die Frage, ob Gott nicht vielleicht eher so etwas wie eine gemeinsame Überzeugung der Gläubigen wäre. Diesen Ansatz verneinte sie strengstens!!! Gott sei lebendig, stofflich, in jedem Falle ein WESEN und MEHR als die Summe allen Glaubens. Damit kann ich nichts anfangen, konnte es nie.
Das einzige was ich am Glauben, oder an den Gläubigen, oder eben an Gott "künstlerisch" finde, ist die Eitelkeit.
Eine weitere Freundin, der ich solcherlei Plattheiten NIE zugetraut hätte, kam mir letztens mit der Aussage, Religion sei eben KEINE Frage der kulturellen Prägung, sondern eine der angeborenen Veranlagung. Es sei also nicht eine Frage der Kindstaufe, ob ein Mensch Christ wird, sondern dieser Mensch folge dann einer inneren Stimme, oder so....
Wie Bitte??!!! WIE TIEF sollen die Gräben noch gezogen werden?

Aber, aber! Sollen jene diese Gräben überwinden, die sich FREIWILLIG auf eine Seite schlugen! Ich lümmel dann lächelnd daneben und werde, ganz christlich, verhindern, dass irgendjemand Wasser einlässt, wenn sich die frisch versöhnten Dickköpfe an der Sohle in die Arme fallen. Sollen sie selbst aufpassen, ob nicht vielleicht doch jemand mit einem Sprengstoffgürtel unter ihnen ist...
Ich bin, fernab jeder Glaubensdiskussion, fest davon überzeugt, dass es dereinst ÜBERZEUGUNGSTÄTER sein werden, die dieser Welt endgültig den Garaus machen...
und mache mir deshalb keinen Vorwurf, dass ich beim "Salz der Erde" zunächst immer an den listenreichen Odysseus denke, der, so weltlich, einfach bei Frau und Kind bleiben wollte, anstatt in den Krieg zu ziehen für eine Sache, die er nicht verstand und deshalb, im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, den Idioten mimte.

Aber dieses kleine bisschen Unsicherheit bleibt, nicht nur bei den ach so ausgelassenen Gospels sondern auch bei so manchem schwermütigen Bach-Choral. Auch Kollwitz' Pieta berührt mich immer ganz tief, wenn ich sie sehe. Genau das war das Thema meines Gedichtes.

Trotzdem: Unverrückbar weltliche Grüße von
Feirefiz
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