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Alt 14.01.2012, 09:04   #20
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Morgen, Justin,

es war interessant und zugleich sehr unterhaltsam, deinen Beitrag zu lesen. Bei dem Teil mit "NOTITZEN" musste ich richtig lachen. So kann's gehen.

Bitte glaube mir, dass ich gar keine völlige Fehlerfreiheit erwarte. Ich vertippe mich auch mal und ich bin mir absolut sicher, dass ich ebenfalls Interpunktionszeichen falsch setze und Tippfehler übersehe. Ich habe auch mal versehentlich substantivierte Adjektive klein geschrieben und das trotz meinem Korrekturlesen nicht bemerkt. Bei mir gibt es auch mal "Betriebsblindheit".

Selbstverständlich sind wir alle nicht perfekt, ich schon gar nicht. Ich habe bereits versucht, in den oberen Antworten von mir zu spezifizieren, was ich eigentlich meine, wenn ich z. B. von "Lieblosigkeit" spreche.

Für mich sind Gedichte etwas Schönes. Weißt du, mir geht es beileibe nicht um einzelne Fehler oder einzelne Inversionen und auch nicht um etwas, das ein Autor übersehen hat. Es ist nur so, dass ich (hier auf Gedichte-Eiland glücklicherweise nicht) häufig Gedichte oder Beiträge lese, die von Fehlern jeder Art nur so strotzen. Und ich kann Folgendes eben nicht glauben: Ein Text ist also voller Fehler in Grammatik, Interpunktion und Rechtschreibung. Eine solche Häufung kann nicht übersehen werden. Trotzdem steht es so da. Das bedeutet, dass sich der Schreiber nicht die Mühe gemacht hat, auf irgendetwas zu achten bzw. es vor dem Einstellen wenigstens ein Mal durchzulesen und etwas zu verbessern. Da lautet für mich die Frage: Wie viel liegt also dem Autor überhaupt am Text? Und wieviel an der Sprache selbst? Wo doch die kleinste Mühe schon zu viel ist?

Ich liebe Lyrik, Gedichte und die Ästhetik der Sprache. Folglich gebe ich mir immer Mühe, um das so gut zu machen, wie ich kann. Daher lese ich mehrmals Korrektur, bevor ich etwas poste oder einen Beitrag abschicke. Meine Schwierigkeit liegt im Gedanken, dass ein (und das meine ich mit "lieblos") einfach "hingeklatschter" Text, der nur ja keinerlei Anstrengung erfordern darf, mir zeigt, dass jemandem sowohl Lyrik als auch Sprache wohl eigentlich "egal" sind. Wenn dem Betreffenden also am eigenen Werk nichts liegt - was kann ich dann von dem Werk halten?

Und es gibt natürlich wirkliche Legastheniker. Allerdings machte ich die Beobachtung, dass diese das in den meisten Fällen mitteilen und sogar um Korrekturen bitten, viele nutzen ein Korrekturprogramm (das ist zwar nicht das Beste, aber doch viel mehr als nichts) und sie freuen sich, wenn Leser in ihren Kommentaren auf die Fehler aufmerksam machen und setzen das auch um. Davon kann also weder in meinem Gedicht noch in meinen Antworten die Rede sein! Es ist nur leider so, dass ich auch im Laufe der Zeit feststellte, wie oft das sicher nur eine bequeme Ausrede ist, um sich eben keinerlei Mühe geben zu müssen. In solchen Fällen wird schlicht gesagt: "Ich bin Legastheniker." - und das war's dann. Korrigiert wird nichts. Im Gegenteil, irgendwelche Anmerkungen seitens Lesern werden als etwas "Lästiges" einfach "abgebügelt".

In meinem Gedicht habe ich das Ganze natürlich maximal überspitzt, so extrem kann es ja im Grunde gar nicht sein. Persönlich sehe ich in Sprache und schriftlichem Ausdruck derselben die "Grundvoraussetzung" für ein Gedicht. Wenn mir etwas an Lyrik und Gedichten liegt, dann kann ich (so denke ich!) gar nicht anders, als auch Sprache und Schrift einen entsprechenden "Wert" beizumessen. Offen gestanden komme ich mir als Leserin "verarscht vor" (Verzeihung!), wenn jemand behauptet, er schätze Gedichte und Lyrik hoch ein, während ihm an deren Grundvoraussetzungen gar nichts liegt. Das kann nicht zusammenpassen.

Und was nun Inversionen o. Ä. betrifft, da gibt es einen Fall. Dort schreibt jemand seit einer ganzen Anzahl von Jahren, aber es ist immer wieder das Gleiche. Wenn ich lesen muss, dass sich jemand für einen "großen Dichter" hält, aber sich nicht aus der Qualität seiner Werke sondern über deren schiere Anzahl (Quantität) identifiziert, nichts dazulernt, behauptet, Hexametergedichte wären keine - wörtlich: "Nicht-Gedichte" und meint, dass er nichts lernen müsse, nur in Endreimen und einem Metrum Merkmale eines Gedichts sieht - ja, was halte ich davon? Wobei jener also meist die unglaublichsten Satzkonstrukte in Verse "quetscht", nur um (beispielsweise) einen Endreim zustande zu bringen? Dazu wäre noch zu sagen, dass derjenige es bis heute schafft, zugleich auch ständig metrische Fehler zu begehen und weder den Dativ noch Groß- und Kleinschreibung oder Interpunktion zu beherrschen. Die "Einstellung" dieses "Meisterdichters" ist unglaublich. Korrekturen oder Verbesserungsvorschläge werden angenommen - aber niemals in einem späteren Gedicht umgesetzt. Daraus schließe ich, dass der Betreffende die "Arbeit" gerne den Lesern überlässt - um am Ende stolz auf sich selbst zu sein. Das wird auch gerne verkündet. Manchmal kommt am Ende etwas wesentlich Besseres heraus - aber derjenige sieht in einem Werk, das dann gar nicht mehr "Seines" ist sein eigenes "Können" manifestiert. Dass es dann aber die Kommentatoren waren, die im eigentlichen Sinne ein "ganz anderes Werk" schrieben, das häufig wenig mit dem "Ursprung" zu tun hat, wird geflissentlich ignoriert. Nein, das Ergebnis resultiert immer aus seinem "Können".

Nun ja, ich gebe zu, dass ich meine Schwierigkeiten mit der "Reform der Reform der Reform der Rechtschreibreform habe. (Ganz persönlich möchte ich das eher die "Reform der Reform der Recht-auf-Falschschreibreform" nennen. ) Ästhetik und Komplexität also auf Kosten von Simplifizierung? Ich kann nicht anders, mich "schmerzt" das, weil es doch gerade diese Dinge sind, wodurch eine Sprache die Vielfalt lyrischer Ausdrucksform besitzt. Ich kann nur offen zugeben, dass ich Lyrik und Gedichte eben "liebe" und mit größtmöglicher Sorgfalt zu Werke gehe. Ja, mich "verletzt" das, das gebe ich unumwunden zu. Mir liegt zu viel daran, als dass ich Desinteresse und Gleichgültigkeit einfach so hinnehmen könnte. Das alles sind nur meine privat-persönlichen Ansichten, darauf weise ich auch immer wieder hin. Ich kann nur eben nicht glauben, dass aus "Interessiert mich nicht" ein Gedicht entsteht.

Liebe Grüße

Stimme

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Hallo, Mandrillo,

Zitat:
so ein Nonsensgedicht zu schreiben, kann auch Spaß machen - das Lesen sowieso! Ist dir gut gelungen.
Ich musste beim Schreiben an manchen Stellen lachen - aber der "Grundtenor" ist durchaus ernst. Es ist ein Satiregedicht, und daher eigentlich gar kein Nonsens, auch wenn ich wollte, dass es so wirkt. Tatsächlich steckt da "ernsthafte" Arbeit darin. Im Grunde genommen steckt in diesem Gedicht mehr Arbeit als in so manch anderem von mir. Man könnte sagen, ich ging hier vor wie ein Clown ...

Zitat:
Der Jabberwocky kann’s manch gutbess
Der Zipferlak gleich fast, schwördas
Und Lachwitz ist Azznei wie Glutstress
Der Dichting vielschreib kann nichtlass
Wirklich, dieser Vierzeiler ist großartig. Ich muss beim Lesen richtig lachen! Die "Wortkreationen" sind herrlich. Da "ziehe" ich doch meinen "Hut" davor. "Jabberwocky" und "Zipferlak", die entstammen Lewis Caroll (ich googelte, denn ich kannte nur "Jabberwocky", und lernte gerade, dass "Zipferlak" aus einer Übersetzung stammt. Danke, wieder etwas dazugelernt. ) "Dichting vielschreib" sowie "Lachwitz" und "Glutstress" sind klasse.

Und ein Dankeschön dafür, dass du es gut gelungen findest!

Liebe Grüße

Stimme
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