Hi Chavi!
Ein schönes philosophisches Gedicht. Vor allem die beiden letzten Strophen finde ich lyrisch gerundet und gelungen.
Die ersten beiden staksen ein wenig. S3 würde ich ganz umschreiben oder streichen. Die Kadenzen fallen aus dem Schema, der Sprachklang ist hart, und vor allem die heftige Inversion in Z3 und 4 macht erschauern!
Wo sonst die Autobusse hielten,
die Bänke schon
verlassen sind,
"Verloren" könnte man missverstehen als "dem Verderben geweiht".
wo Babys in den Wagen spielten,
pfeift längst der kalte Winterwind.
Ein "da" am Zeilenbeginn wirkt sprachlich nicht sehr elegant.
Vergangen ist der Punkt im Leben,
an dem wir wussten, wo wir stehn,
bereit, uns gänzlich preiszugeben
und Kraft zu finden, aufzusehn.
Ein Narr, der meint,
dass alles bliebe,
wie es mal früher für ihn war,
und nie sich neues Schicksal schriebe
für seinen Seelenavatar.
Wo ist der Haltepunkt des Lebens,
wo bleibt uns wirklich, auszuruhn
Kein Komma am Zeilenende hier.
von all den Mühen des Erstrebens?
Für Lügen sind wir lang immun.
Man ist "Gegen" etwas immun, nicht "Für" etwas. Ob man das auch so schreiben kann, erscheint mir zweifelhaft ...
Ein welkes Blatt, ein Zweig vom Baum
e Letzte Str. nur mit männl. Kadenz klingt hart. Kein Komma am Zeilenende hier.
verwirbeln auf dem Bürgersteig.
Der Haltepunkt
entschwebt im Traum
e.
Uns fehlt ein wahrer Fingerzeig.
Hier würde ich die beiden Schlusszeilen als eigene Sätze stehen lassen. Das verstärkt den Eindruck.
So zöge sich das Kadenzenschema
wmwm sauber durch, sprachliche Abrundungen ergänzen den homogenen Eindruck.
Nimm für dich, was dir brauchbar erscheint!
Sehr gern gelesen!
LG, eKy