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Alt 26.05.2013, 15:12   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Hans!

Dein Gedicht lehnt sich an die Sonettform, die fünf Heber pro Zeile hat, unbetont beginnend. Diesbezüglich allerdings finden sich bei dir einige Unwuchten, die ich mittels deines Zitats unterhalb der Farbversion aufzeigen und korrigieren will:

Zitat:
Zitat von Hans Beislschmidt Beitrag anzeigen



Die Welt gewinnt immer

Die Träume bleiben Provisorium,
und irgendwann ist man daran gewöhnt
wie an Tapeten, oftmals übertönt:
Für unsre Augen kein Kriterium.

Ästhetik bleibt nur Kosten-Nutzen-Rechnung,
verwandelt sich in schlichte Hässlichkeit.
Zum Umbruch zeigt sich keiner mehr bereit.
Das Schöne lebt in der Erinnerung.

Ist unser Wille doch nur fremdgeleitet?
Bedauerlich des Geistes Aderlass
durch Oberflächlichkeit und blinden Hass -
Ist so der Irrtum nicht schon vorbereitet?

Wer immer auch an dieser Schraube dreht,
die Kraft, sie wird ihm irgendwann erlahmen.
Sein es Propheten, Herrscher oder Bauern -

nur wer mit seiner Zeit in Einklang steht,
der kann den Mühlstein, das Gewicht erahnen.
Die Welt mahlt langsam und kennt kein Bedauern.

So stimmt das Metrum durchgängig: 5 Heber per Zeile, unbetont beginnend. In S3 habe ich mehr geändert, da die "Kompass"-Zeile absolut nicht in den Takt passt!

S5 - "in Einklang" ist sprachlich schöner.

S4 - "wer auch immer" wäre xxXx, du brauchst aber "wer immer auch": xXxX.

S3Z3 - "Ist so" sprachlich schöner als "Ist da".

S2Z1 und 4 - Rechnung/Erinnerung ist kein guter Reim. Diese Zeilen würde ich auch noch umschreiben.

S1Z3 - "oftmals" liest sich flüssiger als "oft schon".

S1Z2 - Dein erstes Wort dort möchte man eher betont lesen, daher mein Alternativvorschlag mit eindeutigerem Betonungsschema.


Alles anderen Änderungen sind nur für einen korrekten Rhythmus eingefügt.

Gern gelesen und bearbeitet!

LG, eKy
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Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (28.05.2013 um 07:55 Uhr)
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