Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30.12.2015, 10:57   #12
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Lieber Eky,

Zitat:
Der Mensch denkt antroposophisch und überschätzt dabei immer wieder gern die eigene Bedeutung für das Universum. Dieses gibt es ja nicht FÜR uns oder DURCH uns - es ist eben einfach da, und wir sind bis dato unfähig, darin einen Sinn zu erkennen. Müsste ja auch nicht sein.
Ja, da bin ich mir eben nicht so sicher.

Wenn man nämlich tiefer blickt, ist der Berg wie eine naive Malerei, die eine Welt darstellt, die es so nicht wirklich gibt; oder auf den religiösen Bereich übertragen, der "heilige Geistes" ist als Taube abgebildet.

Beim Heiligen-Geist-Bildchen wissen wir, dass das nur eine Metapher ist, also ein Versuch Gott auf eine menschliche Ebene zu "übersetzen".

Dass der Berg da ist, so wie wir ihnen sehen, daran glauben dagegen unverbrüchlich, obwohl uns die Quantenphysik etwas anderes sagt, nämlich, dass in Wahrheit der Berg der "heilige Geist" ist.

Ist es aufgrund der quantenphysikalischen Erkenntnisse nicht zu einfach, noch immer unserem vereinfachten (psychologischen) Weltbild festhalten zu wollen, nur weil wir wissen, dass ein Felsbrocken härter ist als unser Kopf?

Was, wenn wir die geistige Kraft hätten, den Felsbrocken aufzuhalten und nur nichts davon wissen? Was also, wenn wir uns nur selbst ein (geistiges) "Gefängnis" schaffen?

Wenn ein Quant ohne den Beobachter gar nicht existiert bzw. nur als Möglichkeit oder als Information vorhanden ist, wenn es sowohl Welle als auch Teilchen - also Materie - ist, aber Teilchen nur dann, wenn ein Beobachter hinzutritt, um es in die materielle Welt zu "schaltet", dann existiert gar nichts "wirklich" ohne das "Subjekt" bzw. sind Objekt und Subjekt eins.

Damit wird der Materie wird sozusagen der Boden unter den Füßen weggezogen, oder anders gesagt, sie franst an ihren Enden, die gleichzeitg ihre Quellen sind, ziemlich ins "Nichts" aus, wird als etwas "Geistiges"

Ist es unter diesen Prämissen nicht eher eine einfache archaische Denkweise, zu sagen, der Berg ist trotzdem da, auf einer rein mechanischen Denkweise zu beharren? Man könnte sagen, der Berg ist zum Propheten gekommen, aber er sieht ihn nicht.

Ich weiß auch, dass mich ein Feldbrocken erschlagen kann, weil er härter als mein Kopf ist. Aber bringt uns das weiter, müssten wir die Welt nicht schon längst anders denken? Wie genau weiß ich zwar nicht. Aber es könnte die Quelle einer geistigen Revolution sein, weil sich nun die Mystik mit der Wissenschaft verbindet.

Was könnten wir aus aus dem Meer der Möglichkeiten herausfiltern?

Brauchen wir vielleicht, wie es der Quantenphysiker David Bohm meint, künftig für wissenschaftliche Erkenntnisse über die Natur auch andere Quellen für Metaphern und Analogien, anstatt uns nur auf die Mathematik zu verlassen. Er meinte übrigens auch, Kunst und Wissenschaft würden eines Tages verschmelzen.

Zitat:
Dazu möchte ich aus dem interessanten Faden von Thomas "Warum ist die Geschichte ein erhabener Gegenstand? zitieren:

Aus einem Brief von Wolfgang A. Mozart, der 1815 von Johann Friedrich Rochlitz in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung veröffentlicht wurde und wahrscheinlich an van Swieten gerichtet war:
"Wenn ich recht für mich bin und guter Dinge,... da kommen mir die Gedanken stromweis und am besten. Woher und wie, das weiß ich nicht, kann auch nichts dazu. Die mir nun gefallen, die behalte ich im Kopfe, und summe sie auch wohl vor mich hin, wie mir Andere wenigsten von mir gesagt haben. Halt ich das nun fest, so kommt mir bald Eins nach dem Andern bei, wozu so ein Brocken zu brauchen wäre, um einen Pastete daraus zu machen, nach Contrapunkt, nach Klang der verschiedensten Instrumente, etc. etc. etc. Das erhitzt mir nun die Seele, wenn ich nämlich nicht gestört werde; da wird es immer größer; und ich breite es immer weiter und heller aus; und das Ding wird im Kopfe wahrlich fast fertig, wenn es auch lang ist, so daß ich’s hernach mit einem Blick, gleichsam wie ein schönes Bild oder einen hübschen Menschen im Geiste übersehe, und es auch gar nicht nacheinander, wie es hernach kommen muß, in der Einbildung höre, sondern wie gleich alles zusammen. Das ist nun ein Schmaus."

Die Vernunft bedarf keiner Raum-Zeit, sie muß ja nicht Sinneseindrücke ordnen. Für Mozart ist die Idee unmittelbar und vollständig gegenwärtig und er kann das gesamte Musikstück "gleichzeitig" vor seinem "geistigen Auge hören" und "gar nicht nacheinander, wie es hernach kommen muß", damit der Hörer die musikalische Idee sinnlich und verständlich erfassen kann.
Thomas verwendet den Begriff "Vernunft", der sich offentlich mit mit dem von mir verwendeten Begriff "alles durchdringender Geist" deckt, als eine Art in sich geschlossenes und doch allumfassendes "ordnendes" Prinzip.

Ich wundere mich eigentlich auch über dein nüchternes "Tauben-Bild-Festhalten-Wollen". Ich habe gerade dein Berggedicht "Der Berg" entdeckt (weil es unter diesem Faden vorgeschlagen wurde). Das spricht eine ganz andere Sprache, wie auch so viele andere deiner Gedichte, aber das passt hier her:

Zitat:
Manchmal klar und mal verhangen
prüft der Berg das Augenlicht
seiner Menschen, ihr Verlangen,
ihren Stolz - und ihr Gewicht.

Aus dem Wandel von Äonen
schöpft er schweigend seine Zeit,
seinen Raum, darin zu thronen,
seinen Funken Ewigkeit.
Wunderschön! Da schwingt dieser zeitlose, alles durchdringende Geist in der Metapher des Berges!

Es ist auch interessant, dass dieser "Berg" durchaus eine gewisse Verwandtschaft mit meinem "fliegenden Berg" ausweist.

Deshalb auch nochmals eine Aussage von Erwin Schrödinger:
So unbegreiflich es der gemeinen Vernunft scheint: Du - und jedes andere bewusste Wesen für sich genommen - bist alles in allem. Deshalb ist dieses dein Leben, dass du lebst, nicht nur ein Stück des Weltgeschehens, sondern in einem bestimmten Sinns das Ganze. Nur ist dieses Ganze nicht so beschaffen, dass es sich mit einem Blick überschauen lässt. Das ist es, was die Brahmanen mit der heiligen, mystischen und doch so einfachen Formel: "Tat twam asi - Das bist du".

Nach dem "Sinn" zu fragen, ist daher meines Erachten, solange wir an unseren engen Denkweisen festhalten, müßig, oder?

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (30.12.2015 um 11:12 Uhr)
charis ist offline   Mit Zitat antworten