Thema: Verflossen
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Alt 01.11.2015, 09:13   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Verflossen

Die letzten Blätter glühen, wo der Morgen
nach Sonne ruft, im Golde ihrer Pracht.
Sie glitzern noch im Silberreif der Nacht
wie Schätze, in der kurzen Zeit verborgen,

da jene Strahlen sie nur schüchtern wärmen,
die ihr Gestirn in diesen Tag vergießt,
und gleich dem Jahr, das seinen Lauf beschließt,
verwehen sie im Wind in bunten Schwärmen.

Verflossen sind die Sommer meiner Jahre,
und ihre Ernte hat schon Frost getragen.
Das kleine Leben, das ich noch bewahre,

verfliegt wie dürres Laub in kalter Brise,
und kahle Rippen, die ins Leere ragen,
vergittern mein Erinnern wie Verliese.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (01.11.2015 um 11:32 Uhr)
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