Thema: Petry Heil!
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Alt 20.12.2015, 17:06   #2
Bodo Neumann
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Lieber Erich,

bevor Missverständnisse entstehen: ich möchte im Folgenden weder dich noch deine Intention bzgl. deines Gedichts kritisieren, auch wenn ich die positiven Aspekte des Werkes (die kennst du auch ohne mich) einfach mal übergehe.
Dieser Text bietet sich mir ziemlich gut als Diskussionsimpuls über ein Thema an, das mich schon länger umtreibt: die Einheit oder besser das Zusammenspiel von Form und Inhalt.

Vielleicht ist es ein Trend, vielleicht auch Stil/Eigenart einiger Dichter, aber mir ist vor allem hier auf dem Eiland aufgefallen, dass es allenthalben als, sagen wir mal, "Krönung" der Lyrik gilt, ein Thema in Form eines Sonetts abzuhandeln. Nun bin ich ziemlich unbedarft, was die Geschichte oder die Philosophie von Sonetten betrifft, aber ich traue mir zu, ihre Wirkung auf mich zu beurteilen. Und da habe ich durchaus hier einige (auch von dir!) gelesen, die ich richtig klasse fand.

Dennoch wage ich zu behaupten - und will das hier mal zur Diskussion stellen - dass diese Form, vor allem in Verbindung mit gehobener Sprache, für viele Themen gar nicht geeignet ist. Ich möchte deinen Text hier mal als Beispiel nehmen.

Zunächst frage ich mich, was das Gedicht erreichen möchte bzw. an wen es sich richtet. In Frage kämen z.B:

- Vertreter/Anhänger/Fans der (z.B.) AfD, denen man mal so richtig den Spiegel vor die Nase halten möchte. Aber: Lesen die dieses Sonett? Verstehen sie es? Verteufeln sie es, schimpfen, diskutieren sie darüber und verbreiten es damit?
- die hin und hergerissene Menge von Menschen, denen es schwer fällt, zu entscheiden, welcher Weg denn der richtige ist. Auf der einen Seite die Rechten, auf der anderen die Gutmenschen. Kann man die mit einem, naja, eher "elitären" Tonfall und einer Form, die schon ein bisschen Kenntnis voraussetzt auf seine Seite ziehen, oder zumindest von der falschen Seite abhalten? Einer Seite, die dem "Gutmenschen" ohnehin eine elitäre Blindheit gegenüber den "realen" Problemen unterstellt?
- eine Gruppe von linken Intellektuellen, die sich damit selbst feiert? Brauchen die das?

Ist das Impuls genug? Ich denke schon und will mich deshalb mit eigenen Vorstellungen in der Diskussion vorerst zurückhalten.

Also, warum ein Sonett? Was meint ihr?

lg Bodo
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