Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01.02.2013, 20:13   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

Danke für deine Ausführungen, Thomas,

denen ich von ganzem Herzen beipflichten möchte!

Unsere Silben sind den japanischen Moren nun mal in keiner Weise ähnlich - dennoch hat die japanische Gesellschaft für Haiku irgendwann beschlossen, auch fremdsprachige Dichtung, die sich dann eben der Silben bedient anstelle der Klangeinheiten der Moren, als Haiku anzuerkennen, wenn deren Wesen des geistigen Hintergrunds dem des Haiku entspricht. Folgerichtig wird auch nicht darauf bestanden, dass es sich um exakt siebzehn Silben handeln muss, um haiku zu sein. Da sind andere Dinge, die man aber nur verstehen kann, wenn man sich auch ein wenig mit der Kultur und Geisteshaltung der Japaner auseinandersetzt, wichtiger als Silben-Zählen. (Dadurch wird haiku aber dann doch wieder etwas, das gar nicht sooo ratz-fatz geht, wie das manche gerne hätten... ). Ebenso wie eben nicht alles Sonett ist, das auf den ersten Blick ev. so aussieht.

Einige, wenige haiku-Dichtungen nicht-japanischer AutorInnen werden sogar von den Japenern selbst sehr geschätzt - so zum Beispiel die haiku von Imma von Bodmershof, die sich dieser Gedicht- und Meditationsform ihr Leben lang sehr intensiv gewidmet hat und an einem einzelnen sehr lange und intensiv arbeitete.

Abgesehen davon ist ein gesamtes haiku kein Sieben-Silber, sondern ein Siebzehn-Silber, so man das möchte.

Und außerdem gibts hier doch gar keinen Streit, sondern eine Menge Spaß, Augenzwinkern und respektvolle Stichelei mit einer Riesenportion Selbstironie auf beiden Seiten, sollte das dem aufmerksamen Beobachter entgangen sein...

LG,

fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
fee ist offline   Mit Zitat antworten