Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 06.08.2009, 07:32   #13
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Menschen und ihre Lauftiere
Herrchen ist heute ziemlich sauer. Sein Lauftier hat nämlich "den Geist aufgegeben" ( was immer das bedeutet). Nun hängt er schon seit dem frühen Morgen über der weit geöffneten Schnauze seines Lauftieres und versucht herauszufinden, woran es denn liegen könnte. Er flucht dabei leise vor sich hin und bekommt ganz dreckige Pfoten. Das Lauftier aber sperrt geduldig sein Maul auf und lässt widerstandlos alles mit sich geschehen - selbst wenn Herrchen Teile von ihm herausnimmt! Eigenartig. Wenn das die Tierärztin mit mir gemacht hätte....Brrrr! Will gar nicht dran denken! Krieg sofort eine dicke Gänsehaut!
Lauftiere kriegen niemals Gänsehaut, sie fürchten sich nicht, freuen sich nicht, werden niemals böse und warten immer geduldig vor dem Haus, bis ein Mensch kommt und in ihren Bauch klettert. Erst dann kommt Leben in sie:
Sie beginnen lautstark zu brummen, hinten rauszustinken und sich zu bewegen! Alleine und ohne Menschen scheinen sie einfach keine Lust zu haben, irgendetwas zu unternehmen. ( Könnte mir nie passieren, wirklich nicht!)
Lauftiere haben eigentlich keine richtigen Beine - ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt - sie haben vier so runde Dinger an ihrem Bauch, die sich drehen können. Damit bewegen sie sich vorwärts und rückwärts. Irgendwie bewirken die Menschen, dass das Lauftier genau dorthin läuft, wo sie es hinhaben wollen. Die meisten erwachsenen Menschen können das. Nur der Sohn von der Frau Mittermaier kann das nicht (sagt Herrchen), der ist zu doof.

Da Lauftiere offenbar sehr folgsam sind, nehmen es die Menschen auch gerne zur Jagd mit. Das Lauftier trägt dann die gesamte Beute in seinem großen Bauch heim oder auch, festgebunden, oben auf dem Kopf. (Was sie oben auf dem Kopf tragen, ist aber meistens nichts Fressbares! Wozu die Menschen manchmal auch Bretter, Kisten und Stangen jagen, ist mir ein Rätsel! Na ja, - das Jagen macht ihnen wahrscheinlich Spaß.) Wie gesagt - nur die erwachsenen Menschen jagen mit ihren Lauftieren: Herrchen hat eines und Frauchen hat eines ( etwas kleiner als das von Herrchen ), Nina und Tommy dürfen aber auch immer wieder mal mitkommen.
Frauchens Lauftier dürfte in letzter Zeit sehr hungrig gewesen sein! Hörte gestern Herrchen sagen: "Martha, dein Kübel (so nennt er ihr Lauftier) frisst eindeutig zu viel! Wir sollten ihn demnächst mal abstoßen." Armes Lauftier! Ob das Gestoße ihm helfen wird, nicht mehr so viel Appetit zu haben? Kann ich mir nicht vorstellen! Menschen haben manchmal sehr seltsame Ideen! Hoffentlich fällt ihnen niemals ein, ich könnte zu viel gefressen haben! Schauderhafter Gedanke! Wenn die mich dann alle abstoßen.....
Das Allerseltsamste daran ist: Ich habe noch nie einem Lauftier beim Fressen zugesehen! Fleisch fressen sie nicht. Pflanzen aber auch nicht. Eigentlich fressen sie nie was Richtiges - vielleicht leben sie ja von der Luft? Dann alllerdings verstehe ich die Menschen, wenn sie sich Sorgen machen - Luft brauchen wir schließlich alle......
Zum Glück fressen Lauftiere aber auch keine Menschen, obwohl die ja ständig in ihrem Bauch herumklettern! (Entweder schmecken sie ihnen nicht - oder die Menschen sind einfach ungenießbar. Ist auch besser so! Ich wäre echt sauer, wenn mir das Lauftier mein Frauchen wegfuttern würde!)
Wovon sich Lauftiere also nun wirklich ernähren , kann ich einfach nicht sagen, aber irgendetwas muss es ja sein, sonst könnten sie hinten nicht so entsetzlich rausstinken! Lauftiere sind schreckliche Stinker - sobald sie sich bewegen, geht das Gequalme und Gestinke schon los! ( Ich meine, ab und zu einmal kann einem schon was auskommen, aber die? Die stinken eigentlich immer, bei jeder Bewegung! Puh!) Häufchen machen sie aber nie. Zum Glück! Wer weiß, wie die wohl erst riechen würden?

Wenn die Lauftiere ruhig stehen, tun sie niemandem etwas zuleide. Sollten sie aber in Bewegung geraten, dann ist immer Vorsicht geboten! Lauftiere passen einfach nicht auf, wo sie hinlatschen! Wenn du also nicht verdammt aufpasst,
rumpeln sie völlig gleichgültig über dich drüber! Man sollte ihnen also besser nicht in die Quere kommen, besonders nicht da hinten, bei der großen Straße, denn dort rasen sie vorbei, wie die Irren! Minka wollte mal zur Mäusejagd auf die Felder laufen, da hätte sie um ein Haar eins von diesen rasenden Lauftieren erwischt. Hatte viel Glück damals, die Süße. Konnte gerade noch entkommen. Ins Feld rennen die Lauftiere aber nie. Fast nie. Ab und zu landet nämlich doch eines dort - und das ärgert dann die Menschen.

Lauftiere haben eine sehr glatte, glänzende Haut und gar kein Fell darauf!
Trotzdem scheinen sie nie zu frieren. Im Gegenteil: Nach jedem kleinen Laufausflug wird ihre Schnauze ganz warm! Im Winter oder an kühlen Tagen kann man sich herrlich den eigenen Bauch dran wärmen! (Wie gesagt: Wenn sie mal stehen, sind die Lauftier überaus geduldig!) Damit die glatte Haut schön glänzt, muss sie natürlich gut gepflegt werden. Die Menschen sagen : Polieren. Erst wird gewaschen, dann poliert. Die Haut soll auch keine Kratzer bekommen oder sich verbiegen. Menschen sind nämlich sehr stolz auf ihre Lauftiere und lassen ihnen viel Aufmerksamkeit angedeihen! Herrchen wäscht sein Lauftier jeden Samstag. Außen wie innen. Weil auch er keine besonders geschickte Zunge hat, verwendet er dazu allerhand Hilfsmittel. Eines davon hat vorne einen langen Rüssel, mit dem es Luft einsaugt. Macht unheimlichen Krach, das Ding! Das stört vielleicht beim Vormittagsschlaf! Bin immer froh, wenn er damit fertig ist.
Manche Lauftiere bekommen auch ein eigenes Häuschen, in dem sie warten dürfen, bis die Menschen mit ihnen fortlaufen wollen. Herrchen hat vorigen Sommer für sein Lauftier so etwas gebaut: vier Stützen und ein Dach schützen jetzt seine Haut vor Sonne und Regen. Vor blöden Nachbarn kann man es aber nicht schützen, meint Herrchen. Vielleicht ärgert er sich noch, weil Frau Mittermaiers Sohn eines Abends mit seinem Lauftier um die Ecke gezischt kam ( da war unser Lauftierhäuschen erst drei Wochen alt) und - rumms! - den einen Stützpfeiler leicht abknickte. Sein Lauftier hatte aber nur eine kleine Schramme vorne an der Schnauze, Karl (so heißt Frau Mittermaiers Sohn) bekam eine Beule am Kopf und Herrchen wieder Beschäftigung fürs nächste Wochenende. Das Lauftier unterm Dach aber stand da, als ginge es die ganze Sache gar nichts an! Ein cooler Bursche, wirklich!

Und nun ist also Herrchens Lauftier selber krank! Herrchen leidet darunter am allermeisten. "Ich werde noch wahnsinnig," stöhnt er bei jeder Gelegenheit.
Schon eigenartig. Die Lauftiere sind krank - und die Menschen haben Schmerzen! Weiß allerdings jetzt, was dem "blauen Flitzer" ( so nennt Herrchen sein Lauftier) fehlt: Er hat "Marderverbiss" ( sagt Herrchen).
Aha. Schlimme Sache, das. Da hätte das Lauftier vielleicht als erster zubeißen sollen. Mir dürfte der blöde Marder ja nicht so kommen, dieser Schuft, dieser schlitzohrige...
Ob das Lauftier jetzt auch so einen Kragen um den Hals tragen muss, wie ich damals mit meiner wehen Pfote? In Frauchens Bett soll es aber nicht schlafen dürfen - das ist mein Platz für Notfälle! Herrchen hat sich jedenfalls heute Frauchens Lauftier ausgeliehen ("Ich muss mal ein paar Ersatzeile besorgen."). Vielleicht bekommt das Lauftier ja jetzt ein paar spitze Zähnchen ins Maul, damit es sich verteidigen kann, wenn sich wieder ein Marder an ihm zu schaffen machen willl...?

Hach, bin ich froh, dass wenigstens ich jetzt wieder heil und ganz bin!
Da fällt mir grad ein: Was macht eigentlich die Dreifärbige vom Hollerbusch? Der sollte ich doch endlich wieder mal einen Besuch abstatten......
Also, bis später, Leute, bin beschäftigt!


Wird fortgsetzt!
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten