Zitat:
Zitat von Jonny
Nachts spiegeln sich die Sterne mit dem gelben Mond im Meer;
fast regungslos verharrt die Zeit - so mancher Augenblick
lässt wie das Mondlicht in den Wellen nur den Glanz zurück,
ich suche deine Spur im Sand - ich finde sie nicht mehr.
Tags laufen die Gedankenbilder in mir hin und her;
am Morgen, wenn die erste Welle an die Planken klopft,
wenn still ein Tropfen Tau vom Sonnenbleichem Segel tropft,
such ich erwachend deine Hand - ich spüre sie nicht mehr.
Die Stunden zwischen Nacht und Tag; sie geben nichts mehr her;
ich taumle, stürze durch die leeren Gassen meiner Welt,
bin blind geworden für das gelbe Mond und Sternenzelt,
blind für dein liebendes Gesicht - ich sehe dich nicht mehr...
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Hi Jonny!
Ein weiteres Mal zeigst du deine Vorliebe für lange Zeilen mit diesem 7-Heber. Die Sprache gefällt mir - allerdings sind ein paar Formalfehler zu bemerken:
S1Z1 - "Nachts" will eigentlich betont gelesen werden. Man stolpert beim ersten Lesen also fast zwangsläufig, da man es automatisch erst mit betontem Auftakt anliest. Es geht zwar denn unbetont auch, klingt aber irgendwie gezwungen und sprachmelodisch unnatürlich.
S2Z1 - Mit "Tags" ist es dasselbe. Ich nenne so etwas ein indifferentes Auftaktwort - man kann es betont oder unbetont lesen. Meist gibt es aber eine beliebtere oder natürlichere Variante, und wenn man sich für die andere entscheidet, geht fast jeder Leser erst einmal fehl und muss neu ansetzen.
S2Z1 - "such" ist auch indifferent und wird gern betont gelesen. Hier ist die unbetonte Variante aber gängiger und klingt nicht falsch.
S2Z3 - "
sonnenbleiche
n" - du hast gleich 2 Fehler in diesem Wort: Großschreibung und Fall (der Dativ steckt ja schon im "dem"). Eleganter empfinde ich allerdings diese Schreibweise: "... vo
n sonnenbleiche
m Segel tropft"
S3Z3 - Der Artikel "das" kann nicht für den "gelben Mond" gelten, das gehört umformuliert. Zudem wurde der "gelbe Mond" bereits in S1Z1 erwähnt, ist also eine Wiederholung von Wort und Bild, was man in ein und demselben Gedicht vermeiden sollte, es sei denn, es wäre ein bewusstes Stil- oder Ausdrucksmittel.
S3Z4 - "blind" allerdings will dringend betont werden, vor allem in dem so formulierten Satz! Auftaktfehler.
Stilistisch könnte man anmerken:
Die Wiederholungen von "ich" ich S1Z4 und S2Z4, hier könnte man das 2. "ich" durch ein "und" ersetzen.
So könnte es anders aussehen:
Die Sterne spiegeln sich mit einem gelben Mond im Meer;
fast regungslos verharrt die Zeit - so mancher Augenblick
lässt wie das Mondlicht in den Wellen nur den Glanz zurück,
ich suche deine Spur im Sand -
und finde sie nicht mehr.
Gedankenbilder laufen täglich in mir hin und her;
am Morgen, wenn die erste Welle an die Planken klopft,
wenn still ein Tropfen Tau
von sonnenbleichem Segel tropft,
such ich erwachend deine Hand -
und spüre sie nicht mehr.
Die Stunden zwischen Nacht und Tag; sie geben nichts mehr her;
ich taumle, stürze durch die leeren Gassen meiner Welt,
bin blind geworden für
den Mond, das weite Sternenzelt,
und blind für
dein Gesicht - ich sehe dich
in mir nicht mehr ...
Wenn du am Ende eines Satzes Punkte setzt, solltest du eine Leerstelle einfügen nach dem letzten Wort, sonst wirken die Punkte wie auszufüllende Platzhalter eines nicht ausgeschriebenen Wortes.
Sehr gern gelesen und bearbeitet!
LG, eKy