Thema: Ein Dunkeln
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Alt 18.08.2011, 13:02   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Geistsuchender,
Tiefe der Teiche,
worin lotest du
nach Gedanken?

Mitte,
entuferte,
hingegeben den Schatten
im Walten der Worte.

Wo bist du, Grenze?
Was ist Kunst?
Abgetropft
aus der Wirrnis
von Träumen und Bildern
verschließt sich
der Sinn.


Okay, das war jetzt ein wenig unfair, das gebe ich zu. Ich wollte dabei eigentlich nur darauf hinweisen, was mich an dieser Art "Lyrik" so stört:
Eben dieses struktur- und sinnfreie "Dahingleiten" von beliebig wirkenden Phrasen und der Andeutung von Bildern. Für mich klingt das - so harmonisch es bei talentierten Leuten klingen mag - immer ein wenig nach Rausch, Demenz oder nach: Da wollte sich einer nicht wirklich Mühe geben, denn sowas in der Art zu generieren ist leicht, wie obiges ad hoc-Beispiel verdeutlicht.
Ganze Sätze zu formulieren, die sich ebenso leicht und träumerisch anhören, obwohl sie fordernd und komplex sind, ist eben ungleich schwerer als dieses alzheimernde Dahinplätschern von wie zufällig aufgeklaubten Eindrücken, die sich teils fast widersprechen, oder deren Zusammenhang zumindest unglaubwürdig erscheint.

Beispiel: S1 - Ein Bächlein kann kein Mondlicht sein, bestenfalls es reflektieren, ebenso ist "plätschern" schlecht gewählt, da Mondlicht, wenn man schon den Vergleich zulässt, keinen Laut macht. Ein Widerspruch. Noch abstruser: Das heimlich glitzernde Vöglein. Bei Nacht? Da zwitschern keine Vögel - das widerspricht dem Mondlicht - oder setzt du das Bächlein gar mit einem Federtier gleich?
S2 Erscheint noch zusammenhangloser. Schatten kreischen nicht, und was sind tückisch täuschende Wipfel? Personifizierung von Gewächsen oder Schattenspiel der Dunkelheit - doch warum soll tückisch sein, was eigentlich nur natürlich ist? Was hat all das mit einer Eule zu tun?
S3 Quelle als Fixstern? Ist das nicht ein etwas zu groß geratener Vergleich? Wie leicht können Quellen versiegen... Und jetzt ist auf einmal Abend? Nach 2 Strophen Nacht mit Mondlicht und Eulen? Da würde ich zumindest was umstellen, oder aus dem Abend einen Morgen machen, es sei denn, ich habe Recht mit meiner These der rausch- bis krankhaften Beliebigkeit dieser "Art" von Lyrik.

Das alles ist natürlich bloß meine persönliche Meinung und wahrscheinlich mein ebenso persönliches "Problem"! Das soll kein Angriff auf dich und das sein, was du zurecht als wahre Dichtkunst interpretierst.
Es soll nur meinen Standpunkt verdeutlichen in der Hoffnung, dies möge dich zumindest zum Drübergrübeln anregen, ohne Anspruch auf Ausschließlichkeit oder die Überzeugung, auf jeden Fall Recht zu haben!
Ich hoffe, dich nicht nachhaltig vergrämt zu haben.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (18.08.2011 um 13:15 Uhr)
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