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Alt 14.04.2013, 21:06   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
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Liebe Can,

dein Gedicht ist sehr eindrucksvoll. Eine verirrte Liebe, obwohl der Kopf genau weiß, was los ist, lassen die Gefühle nicht los. Du schilderst die Situation mit sehr starken, für mich mit fast zu starken, Bildern.

In der 3. Zeile der ersten beiden Strophen sehe ich ein kleines metrisches Problem.

Ich habe mich gefragt, warum du so lange Zeilen wählst. Und dann habe ich sie einfach mal halbiert. Schau mal:

All diese Jahre

„Ich bin doch keine dumme Puppe,
mit der man sich mal so befasst,
und dann in eine Ecke legt,
wenn sie nicht mehr so richtig passt.“

Es roch nach Rauch und nach Verkohltem
als meine Seele sich verkroch.
Die Wunden, die dein Feuer brannte,
hat sie als Narben heute noch.

Versteckt in alten Fotoschachteln,
in längst vergilbter Einigkeit,
zermahlte sie die dumme Liebe.
Der Weg dahin, er brauchte Zeit.

Doch irgendwann zerbrach die Eisschicht,
die meine Seele tiefgefror,
zu uferlosen Meereswogen
und sank ins Dichnochliebensmoor.

Sie spürte wieder diese Hoffnung,
zu nah gelebt und doch so weit.
Doch nichts erkennt sie in dir wieder,
ich seh nur wohlbekanntem Leid.

In Dunkelheit zerspringt der Glaube,
der wieder neue Hoffnung barg
und bildet neue Eiskristalle
auf meiner alten Liebe Sarg.


Ich habe die Sentenz an den Anfang gestellet, weil mir dann der Gedanken besser fließt, erst die spontante Antwort, und dann wird klar warum sie kam. In dieser Lage vielleicht passend... Auch wird es positiver, weil der "Lieb Sarg" am Ende eine Lösung andeutet.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (14.04.2013 um 21:10 Uhr)
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