Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30.01.2015, 17:01   #15
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Nun, denn liebe Claudi:

Die Geschichte von König Pego und den reimenden Dichtern
(eine Fingerübung in fünfhebigen Pegametern (eigene Wortschöpfung)

Saßen jüngst Freunde der Dichtkunst beim Weine zusammen.
priesen in launigen Reimen die Götter und Musen.
Einer von ihnen, der lang in der Runde geschwiegen,
wiegte bedächtig sein Haupt und begann eine Rede:

»Freunde, ich will euch vom Königreich Pega erzählen,
lange regierte dort Pego als König sein Volk,
liebte die Künste, die Maler und Dichter vor allem,
aber die Dichter von Pega verschmähten den Reim.

Pego auf Reisen war einstens im Reimland gewesen,
lernte gereimte Gedichte, Balladen zu schätzen,
aber er konnte die Dichter dafür nicht gewinnen,
störrisch bekämpften sie alle Gedichte mit Reimen,

schrieben in leiernden Rhythmen Pamphlete dagegen,
traten, als reimende Dichter zum Reich vorgedrungen,
diesen entgegen, wie Boten dem König berichten:
›Pego, o König, es stehn an der Grenze von Pega

Scharen von reimenden Dichtern, begehren Asyl.
Wütende Bürger von Pega bereiten uns Sorge,
sehen die Reinheit der Dichtung durch Reime bedroht.‹
Sagte drauf Pego, der König, mit ruhiger Stimme:

›Reinheit der Dichtung?«, so mögen sie lauthals skandieren.
Fremde zu schmähen, das kann doch Peganern nur schaden.
Können uns nicht vielmehr fremde Kulturen bereichern?
Reimende Dichter, wir wollen sie herzlich begrüßen.›

Also sprach Pego und wandte sich höflich an jene:
›Freunde der Reime, nach Pega gekommene Dichter,
fasset euch, Meister der Reimkunst, so sehr ihr betrübt seid.
Pflanzet nun eifrig die Reime in lyrischen Gärten,

seht wie die Immen die blühenden Verse bestäuben,
köstliche Früchte erfreun euch mit reichlicher Ernte.
Pega, die Feste, beschenket mit Pegasus Äpfeln,
wissend, es wächst auf den Feldern von Pega sehr viel.›«

Staunend vernahmen die Dichter des Schweigers Erzählung,
folgten dem Vortrag und zeigten sich weiter begierig,
wollten auch wissen, was nun aus den Dichtern geworden...
Sagte drauf jener in kunstvoll geschüttelten Reimen:

»Sahn sich in Pega erst Dichter, die besten gefährdet,
fingen sie an, sich mit Reimen die Nester zu formen,
haben mit Versen sich fröhlich bei Festen gebärdet,
fanden gemeinsam allmählich auch fester zu Normen.

Pego, der König, sah froh sein Gehege erweitert,
hörte Touristen nach Pega die Reise erwägen,
würden von reimenden Dichtern am Wege erheitert,
welche Intresse an Pega so weise erregen.

Pega ist leider, als Pego gestorben, gesunken,
Vielen der Dichter hat's danach als Sorben gestunken,
zogen drum weiter auf Wegen nach Mailand. In Hessen
priesen sie singend in Versen den Heiland in Messen,

bis im Iran, wo sie Klänge von Luren verspüren,
nahe von Gräbern im Sand sich die Spuren verlieren.
Zahlreiche Forscher, die sich dort mit Fetzen geschunden,
haben in Gräbern nicht viel, was sie schätzen, gefunden. «
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten