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Alt 08.09.2011, 21:00   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Sanssouci,

ein schön geschriebenes Gedicht, das vom Herbst des Lebens erzählt. Ich assoziiere besonders mit den Blättern, die sich vor dem Haus "verlieren" die verstreichende Zeit. Blatt für Blatt wird "umgeblättert" und Blatt für Blatt, Tag für Tag vergeht ...

Mir gefällt auch das Bild der Wolkenfront, die "bizarr" wirkt. Unerwartet? Auch die "Banalität" der kleinen Ereignisse des Alltags findet in deinem Werk seinen Platz, denn "mittendrin, einfach so" fängt die Katze eine Maus. Das LI hat sicher Kinder (vielleicht bereits Enkel), die mit den "Strohballen" spielen - symbolisieren die Strohballen Geschenke, Geschichten oder Ähnliches?

Aber das LI besitzt doch noch ein Fünkchen "Kindheit", denn es geht mit den Kindern in Nachbars Beet eine Frucht "mopsen".

Der Tag, jeder Tag geht (zu) schnell zu Ende. Ich kenne das, je älter man wird, desto "schneller" scheint die Zeit zu vergehen. Leider kann man den "Sommer" nicht festhalten ...

Ich verspüre einen "Hauch" Melancholie, aber auch eine Art "friedliche Annahme" dessen, was uns gegeben ist. Ich seufze ein bisschen, aber das Gedicht ist nicht traurig stimmend. Fein, wie es die Stimmung transportiert.


Jetzt muss ich trotzdem ein wenig "kritteln":

Zitat:
Längst wird es Herbst.
Der Morgennebel trübt den Blick
auf einen weiten Horizont.
Bizarr hält eine Wolkenfront
ein Sonnenstrahlen noch zurück.
Ich verstehe, im Sinne von "sonnig" strahlen, aber es wirkt doch eher wie ein Fehler ... Wie wäre es, wenn du vielleicht doch

"die Sonnenstrahlen noch zurück"

in Betracht ziehst? Denn sonst müsste es korrekterweise

"ein Strahlen der Sonne noch zurück"

lauten, was überhaupt nicht ins Metrum passt.
Zitat:
Längst wird es Herbst.
Die Katze fängt sich eine Maus.
Schon wehen Blätter hin und her
von links nach rechts - und immer mehr
verlieren sich vor meinem Haus.
Hier möchte ich nicht wirklich kritisieren, aber "verlieren" sich die Blätter vor dem Haus oder "versammeln" sie sich nicht eher?

Zitat:
Längst wird es Herbst.
Die Äpfel reif, das Korn gemäht,
von Strohballen jetzt Kinder hopsen. - ein bisschen inversiv, aber ich fand keine passende Alternative, ohne den "Strohballen" aufgeben zu müssen
Die ersten Vögel ziehn. Wir mopsen
uns eine Frucht von Nachbars Beet.

Längst ist es Herbst.
Und Jahr um Jahr verblasst, verblüht.
Am Abendhimmel leuchten Sterne,
der Tag geht schnell zu Ende. Gerne
hätt ich den Sommer noch bemüht.
Vielleicht setzt du ein *Sternchen hinter Frucht? Nicht jeder weiß, dass hier von Feldfrüchten die Rede ist, es wirkt etwas "missverständlich". Eigentlich wachsen Früchte auf Bäumen, und ein Beet ist kein Feld ...

Ich hoffe, du nimmst mir meine Vorschläge und Anmerkungen nicht "übel". Es sind ja eigentlich auch nur Kleinigkeiten, denn mir gefällt dein Herbstgedicht wirklich gut.

Deshalb noch zum Schluss etwas Positives: Die Wiederholung des ersten Verses (Kehrvers) finde ich sehr ansprechend, besonders auch die leichte Variation in der letzten Strophe, was gut zum Inhalt passt. Es wird Herbst - und dann ist Herbst.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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