Thema: Verlangen
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Alt 25.02.2015, 10:51   #7
wolo von thurland
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Zitat von Nachteule Beitrag anzeigen
Gib mir bitte einen Kuss,
Wenn ich zu dir schaue,
Deine Nähe spüren muss,
Da ich ihr vertraue.

Halte bitte meine Hand,
Will ich dich mal fühlen.
Bist du großes, festes Land
Will ich es umspülen.

Nimm mich bitte in den Arm
Bin ich einmal einsam.
Ich erliege deinem Charme,
Ohne dich ist peinsam.
hallo nachtuhl

das "ohne dich ist peinsam" ist eine wunderbare wendung, die herrlich in diese versform passt. (das sind so die dinger, wo ich mir die haare raufe und mir vorwerfe: warum bist du selber nicht längst drauf gekommen?!)

von thema und grösstenteils sprache her kann ich inhalt und (vers)form gut zur deckung bringen.
einige wenige stellen reissen aber ziemliche löcher in diese decke.

- s1: um den satz
"Gib mir bitte einen Kuss, wenn ich zu dir schaue, deine Nähe spüren muss, da ich ihr vertraue."
als syntaktisch o.k. zu rechtfertigen, bracuht es in meinen augen viel chuzpe. das könntest du allenfalls retten, indem du die letzte zeile von s1 umwandelst zu "weil ich dir vertraue". diesen nebensatz mit "ihr" an zwei von dir selbst als streng parallel geschaltete hauptsätze mit verschiedenen Prädikat-Objekt-gruppen anzuschliessen, geht nur mit "lyrischer" syntax, nicht mit realer. s1 gerät auch ins truden, weil du mehr als einmal von einer semantischen/emotionalen ebene locker auf eine andere springst, was weder die syntax erklärt noch durch den inhalt erklärbar ist.

- s2 macht weiter auf nonchalant im umgang mit sprache und stil, obgleich es sich um einen wahren schmachtfetzen handelt (absicht? kaum, denn das mit dem "festes land umspülen" liegt stilistisch dermassen quer im übrigen, dass es nur echt empfundener kitsch sein kann.)
grammatikalisch sind wieder zwei phrasen parallelgeschaltet, welche eben gerade nicht gleich konstruiert sind. einmal wird mit "will" der nebensatz eingeleitet, das zweite mal der hauptsatz. dass die position des hauptsatzes und sein subjekt innerhalb der strophe wechselt, wäre an sich ein tolles stilmittel. es wird in meinen augen strapaziert durch die übrige akrobatik.

Ein bisschen so könnte das nach meiner idee entschlackt werden, wobei das jetzt nun nicht des kritikers letzter schluss ist, nur als besipiel.
Leg die Hand in meine Hand,
Will dich bei mir fühlen.
Bist du mir das feste Land,
Will ich dich umspülen.

- s3: Nimm mich bitte in den Arm
Bin ich einmal einsam.
Ich erliege deinem Charme,
Ohne dich ist peinsam.

in s3 liegt zeile 3 wiederum total quer in der landschaft. da kann der leser auch mit bestem willen nur "reimdruck" vermuten.
stattdessen "schenk mir täglich deinen charme" wäre in meinen augen klassen besser.

wenn du an deiner version festhältst, ist es ein nicht ernst gemeintes, absichtlich vermurkstes liebesgedicht. sage ich.
claudi hingegen schmilzt beim lesen.
nun, ich wollte hier partei ergreifen für falderwalds kommentar, welcher nicht wie ich argumentiert, aber wohl ähnliches anpeilt.

dir einen schönen tag
wolo

Geändert von wolo von thurland (25.02.2015 um 10:54 Uhr)
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