Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01.05.2011, 22:34   #25
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Servus Erich,

ich verstehe, worauf du hinaus willst, kann dir aber hierbei nicht ganz zustimmen:
Zitat:
All diese schwirrenden Ideen um den Urgrund allen Seins sind toll, keine Frage, aber letztlich werden wir von den Gesetzen simpler Materie zu dem reduziert, was wir - meines Erachtens - letztlich auch sind: Materie, die denken gelernt hat, also sozusagen "über sich hinausgewachsen" ist!!!
Beim ersten Teil dieser Aussage sind wir gleicher Meinung. Es gibt wirklich toll(dreist)e Ideen um den Urgrund allen Seins, doch sie bleiben, was sie sind: menschliche Ideen. Diese reifen oft zu Idealen und manchmal dann auch zu Dogmen, wobei wir wieder bei den Religionen angelangt wären.
Der zweite Teil trifft meines Erachtens nicht ganz zu.
Wenn wir Menschen auf diesem Planeten alleine wären, könnte ich dem zustimmen. Jedoch gibt es auch noch Tiere und Pflanzen, die ebenfalls Lebensformen darstellen und somit neben dem denkenden Menschen eine Sonderstellung zur bloßen Materie, also der unbelebten, einnehmen.
Ich will den Tieren und Pflanzen auf gar keinen Fall einen Verstand und ein Bewusstsein absprechen, denn irgendwie müssen sie ihre sinnlichen Wahrnehmungen auch umsetzen können, eine Vernunft im menschlichen Sinne hingegen besitzen diese Lebewesen nicht (was keine Wertung darstellen soll).
Da jedes Lebewesen mit bestimmten Instinkten ausgestattet ist, muss es seitens der Natur schon ein Konzept gegeben haben.
Das Hauptmerkmal, welches alle Lebewesen gemeinsam besitzen, ist der Geschlechts- oder Fortpflanzungstrieb, denn jedes Lebewesen ist bestrebt, seine Art zu erhalten.
Ob es sich bei einer Spezies nun um ein Zufallsprodukt oder ein Experiment der Natur handelt, ist dabei völlig unerheblich, denn was zählt ist lediglich die Existenz derselben.
Die Natur hat Möglichkeiten kombiniert und wird diese auch immer weiter ausprobieren (wahrscheinlich nicht nur auf unserer Erde).
Da dieser Fortpflanzungstrieb aber gegeben ist, zeigt dieses nun den Willen der Natur, die einmal erschaffene Spezies auch so lange wie möglich zu erhalten und wird diese, wenn nötig, sogar verändern, um sich z.B. an neue Bedingungen anzupassen, was freilich nicht immer gelingt, da solche Veränderungen im Muster eines Lebewesens eine lange Zeit beanspruchen, so daß plötzlich auftretende Veränderungen der (Umwelt)bedingungen nicht schnell genug kompensiert werden können.
Aber stets ist die Natur bestrebt, das einmal aus ihr Hervorgegangene zu erhalten.

Und doch bleibt letztlich immer noch die Frage offen, was das Leben überhaupt sei.
Ist es eine Art Energie, die einen Körper belebt und wenn, woraus besteht diese? Was hält den Kreislauf in einem Organismus aufrecht, was hält sein Herz am Schlagen und die anderen notwendigen Organe funktionsfähig, solange sie nicht beschädigt sind?
Es geht hier nämlich nicht alleine um die Fähigkeit, abstrakte Gedankenmuster zu entwerfen, sondern erst einmal um das Phänomen Leben an sich.
Den Menschen als bloß denkende Materie zu bezeichnen, ist mir daher zu wenig und zu einfach.
Belebte Materie könnte ich hingegen durchaus akzeptieren, wobei wir aber wieder beim Anfang wären und der Frage, was dieses "Belebung" eigentlich ist, aus welchen Komponenten sie sich zusammensetzt und welcher Bedingungen (jetzt nicht die Umwelt) es dafür bedarf.

Die nächste Frage wäre, existiert (außer mir) überhaupt etwas und wenn, liegt dem ein Sinn zugrunde?

Alle existierenden Dinge nämlich sind Objekte, die ein Subjekt benötigen, um sie wahrzunehmen.
Ohne Augen keine Bilder, ohne Ohren keine Töne usw.
Nun haben wir Menschen die Eigenschaft, mit einem höheren Bewusstsein für diese Dinge ausgestattet zu sein, die sich im abstrakten Denken widerspiegelt, womit sich aber für uns ungeahnte Dimensionen eröffnen und damit zu ständig neuen Problemen und Fragen führt, weil wir bislang nicht alles entschlüsseln konnten und zwar genau das, was sich außerhalb unserer sinnlichen Wahrnehmungen noch im Verborgenen abspielt.
Und das da noch etwas sein muss, liegt auf der Hand, denn es ist uns bisher nicht gelungen, auch nur die einfachste Lebensform künstlich herzustellen.

Dies alles wird weiterhin aber erst einmal metaphysisch bleiben und somit alle schönen Theorien diesbezüglich rein spekulativ.
Wir können lediglich nach dem Ausschließungsprinzip vorgehen und somit das Problem einkreisen.
Ob wir jemals dahinter kommen werden, bleibt fraglich.
Dem Menschen jedoch vorzuwerfen, daß er immer gerne alles erklären möchte, halte ich nicht für sinnvoll, denn unsere Fähigkeit zum abstrakten Denken fordert uns geradezu heraus, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wir sollten dabei lediglich auf dem Boden der Tatsachen bleiben und uns nicht durch irgendeinen mystischen und magischen Hokuspokus dazu verleiten lassen, für alles eine Erklärung liefern zu können.

Ich stelle mir vor, mit einem Raumschiff zu einem erdähnlichen Planeten zu fliegen und dort eine steinzeitliche menschliche Zivilisation vorzufinden.
Diese Wesen könnten sich das nicht erklären und würden mein Schiff, meine Waffen und meine Ausrüstung als etwas Übernatürliches ansehen, weil es so etwas in ihrer Natur und damit in ihrer Vorstellung einfach nicht gibt und somit auch mich als übernatürliches Wesen oder eine höhere Macht bezeichnen, weil ich diese Dinge besitze und Macht über sie habe. Könnten wir es diesen Wesen verübeln?

Und genau so verhält es sich mit einem großen Teil der Menschheit auch, wenn es um unerklärliche Dinge geht.

Was es braucht, ist Aufklärung und Bildung, doch solange Religion an öffentlichen Bildungseinrichtungen gelehrt wird, ist kaum damit zu rechnen, daß sich so schnell etwas verändert.
Ich sage, Religion gehört definitiv nicht in die Schulen und sollte durch praktische Philosophie ersetzt werden. Sollen sie Religion in ihren eigenen Einrichtungen praktizieren und lehren, so daß jeder die freie Wahl hat, dies zu tun oder zu lassen.

Ich weiß, das sind Wunschgedanken, denn die Gehirnmanipulation ist gewollt, schließlich dient die Religion ja auch den meisten Staaten als moralisches Grundgerüst und hat sich zudem als praktikabel erwiesen, weil sich immer noch viele dazu berufen fühlen, ihren obskuren Kult (z.T. mit allen dazugehörigen ritualisierenden Handlungen) schon den jüngsten Menschen nahe zu bringen.

Was daraus entstanden ist, sehen wir ja heute, denn das Thema Religion und Gott bleibt ja nicht nur auf das Christentum beschränkt.


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten