Thema: Frost
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Alt 04.02.2012, 22:14   #4
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo wolo,
zunächst danke ich Dir fürs Lesen, Kommentieren und für Dein Lob!
Dankbar bin ich Dir natürlich auch für Deine Kritik und die Anregungen dazu, wenn gleich ich da in einigen Dingen anders denke und gedacht habe.

Im Einzelnen:
Zum ersten Vers schreibst Du, " man könnte diese Zeile mit leichten Abänderungen verbessern". Hier fehlt mir Dein Vorschlag.
Mir waren beide Adjektive wichtig: "Bleiern", weil diese Stille in den eiskalten Morgenstunden auf mich eben so schwer erscheint und "zäh", weil nichts sich zu bewegen scheint und wenn, dann nur sehr schwerfällig.
"Wie bleiern" mit "schwer" zu ersetzen wäre kein Adjektiv weniger und zwei Silben zu wenig, wegen der Sechshebigkeit.

In meinem Text "weht" der Rauch nach oben, weil ich das so beobachte. In der Kälte steigt die warme Luft aus den Schloten wie hochgeblasen in die kalte Umgebung. Wenn man genau hinschaut, dann kann man das als "Wehen" erkennen. "Zeigen" wäre mir hier viel zu statisch.
Mit einem "Pleonasmus", was immer das auch ist, hat das sicher nichts zu tun, denn ich habe den Begriff "wehen" nach Überlegen bewusst gewählt. Mit "steigt...nach oben" hätte ich allerdings auch kein Problem.

Dass weiß für Unschuld steht, ist mir bekannt. Das ist ja auch wahrscheinlich mit ein Grund, warum man für das Totenhemd weiß wählt. Nie gesehen?
Schwarz steht für Trauer. Deshalb tragen die Trauernden schwarz. Der Tote aber trauert nicht.
In China mag das Trauerkleid ja weiß sein; da kenn ich mich nicht aus.

Es steht da auch nicht "...beim Futterhäuschen flattern nun die ersten Spatzen, wobei sie filigrane Spuren hinterlassen...", sonder "und" statt "wobei". Klar, dass beim Flattern keine filigranen Spuren entstehen.
Anderes Beispiel: "...flattern nun die ersten Spatzen und holen sich ihr Futter..."; das heißt ja auch nicht, dass sie im Flattern essen.
Das "nun" habe ich bewusst gewählt, um einen zeitlichen Ablauf im Text anzudeuten. Die Stille in der Dämmerung - die ersten Sonnenstrahlen - dann die ersten Vögel am Futterhäuschen.

Mit "dünne, kahle Zweige" meine ich die äußersten Enden der Zweige, denn die ragen in den Himmel und sind auch bei Bäumen dünn. Das "dünn" sollte also auf die Zweigenden hinweisen. Ob das nötig ist oder nicht, darüber kann man diskutieren.

Zum "händeringend" möchte ich noch sagen: Dein Vorschlag hätte zur Folge, dass der erste Vers wie folgt aussieht: "...die Bäume recken händeringend ihre Zweige...". Wie dann der zweite Vers aussehen soll, ist mir unklar.
Ich halte die Formulierung nicht mal für eine "lyrische Verdrehung", sondern für grammatikalisch vielleicht etwas ungewöhnlich aber nicht falsch.
Ich bin ein alter Simpel, was meine Sprache angeht; gelernt habe ich sie vor 60 Jahren. Vielleicht irre ich mich ja?

So wie es aussieht, vertreten wir beide ziemlich unterschiedliche Anschauugen die Sprache betreffend. Für mich ist das aber lediglich eine Geschmacksache.
Es tut mir leid, dass ich Deine Vorschläge nicht verwerten konnte. Ich habe meinen eigenen Stil und es soll auch mein Text bleiben.
Trotzdem vielen Dank für Deine Kritik; ich bin keineswegs ein kritikscheuer Besserwisser und sehr wohl kritikfähig; aber innerhalb meiner Grenzen. Ich hoffe, Du verstehst das und bist nicht böse deswegen, denn das würde mir sehr leid tun.
Nochmals danke und herzliche Grüße an Dich!
Galapapa

Hallo gin,
auch Dir lieben Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob!
"Von eines blauen Himmels kalter Helligkeit" ist wohl nicht gerade eine moderne Formulierung. Ich hab wolo schon gesagt, dass ich sprachlich ein alter Simpel bin; den Genitiv halte ich für romantisch und neige etwas dazu.
Vor "dass er erwachte aus..." musst Du einfach nur nochmal "...als spürte ich am eisigkalten Baum..." setzen, dann wird der Zusammenhang klar.
Zugegeben, der Bezug ist ein wenig weit weg aber vielleicht gerade noch zulässig?
Nochmals danke und liebe Grüße zurück!
Galapapa
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