Zitat:
Zitat von Walther
Gestern heute
Der neue Wein in alten Schläuchen:
So vergärt man alt mit neu,
Und man bleibt so seinen Bräuchen
Wie der dumpfen Heimat treu.
Aus dem Behältnis wabert Gestern,
Schön als Heute angepinselt.
An Ostern spielt man wilde Western,
Wo nebst Kuh der Landmann blinzelt.
Gekleidet wie die Bajuwaren,
Kyffgehäusert Friedrich Zwo,
Sind sie ganz teutsch, die echten, wahren –
Jedes Wort ein Griff ins Klo.
Sie tragen Wichs und Kaisers Farben,
Wissen nichts und brüllen laut.
Und als die ersten Fremden starben,
Haben sie saublöd geschaut.
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Hi Walther!
Es ist bekannt, dass die extreme Rechte in der Deutschtümelei des alten militaristischen Preußen wurzelt. Die "olle" Kaiserzeit, Bismarcks Sieg anno 70 über die Franzosen, deren Demütigung in Versailles und die Gründung des Reiches - all das führten mit Fortschrittsglauben, wissenschaftlichen Entdeckungen und wachsendem Wohlstand zu einem übersteigerten "Germanismus", verklärt duch Uniformismus und Kastendenken der Monarchie - offenbar eine Kompensierung all der Jahrhunderte vorausgehender Kleinstaaterei, die eine gemeinsame Volksidentität immer unterliefen.
Endlich war man mächtig, groß und durfte mitreden!
Und dann das Trauma des ersten Weltkrieges, die Dolchstoßlegende (Lüge feiger Oberkommandierender), die Schmach der Alleinschuld, der ungerechte "Schandfriede" mit all den Reparationszahlungen usw- auf diesem Boden konnten die Nazis gut wachsen, vor allem bei den Bildungsfernen und ehemaligen Soldaten.
Dein Auftakt- und Hebungsschema:
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Der ständige Wechsel des Auftakts spiegelt die Zerworfenheit, die Dissonanz wider, die der Inhalt vermitteln will. Allerdings macht er den Lesegenuss schwierig.
Aus dem Rahmen fallend die weiblichen Kadenzen der Zeilen 2/4 in S2.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy