Thema: Hymne an dich
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Alt 23.04.2012, 18:39   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Thomas,

meine Antwort hat eine Weile gedauert und ich bitte um Entschuldigung.
Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und gut Ding will manchmal Weile haben.

Das ist ein wirklich großes Lob, was du da aussprichst und ich weiß das zu schätzen.

Im Gegensatz zu Goethes Text und auch orientiert an eurer Kritik aus dem anderen Hymnen-Faden, habe ich diesmal die "göttlichen Elemente" anders eingesetzt. Ich bestreite sie hier nicht, habe jedoch dem "liebenden Poeten" und gleichzeitig dem Lyrischen Ich die hypothetische Schöpferrolle zugeordnet.
Ich denke, damit lässt es sich auf allen Seiten leben.

Jetzt kommen wir zu deinen Anmerkungen:

1. "infizieren"

Es stimmt, wenn man das aus medizinischer Sicht betrachtet, dann klingt das durchaus mehr negativ.
Die Frage ist nur, ob man nicht auch jemanden mit Gedanken anstecken kann oder gar mit Gefühlen, in der Form, daß man sie weitergibt, also überträgt.
Und da fand ich, daß "infizieren" die höchste Steigerung für diesen Vorgang darstellen könne.
Es sollte also eine bewusste, eine befreite und unbeschwerte Übertragung mit dem "Erreger Liebe" dort stattfinden.
Aber ich denke mal über die Stelle nach, ob sich das nicht anders lösen lässt, weil mir die Zweideutigkeit vielleicht doch zugunsten der negativen Assoziation tendiert.

2. "Mauer"

Ja, richtig, sie ist von Menschen gemacht, genau wie der Steg.
Es war an dieser Stelle auch beabsichtigt, vom Kosmos wieder auf unser Erdenleben zurück zu kommen.
In den ersten vier Zeilen wird das LD mit einer Aura umgeben, die aus Duft und Licht und Sympathie besteht.
Da wir Menschen aber aus positiven und negativen Eigenschaften bestehen, baut jeder sich seinen individuellen Schutzwall auf, die er wie eine Mauer um sich hüllt. Eine jede Mauer hat nur eine einzige Aufgabe: Sie will einen Weg versperren.
Sie sagt eindeutig Halt! Stopp! Hier geht es nicht weiter. Rumdrehen oder links oder rechts an mir vorbei.
Und ohne Hilfsmittel musst du vor der Mauer passen, wohingegen ein Berg theoretisch durchaus überwindbar ist.
Also mir ging es hier mehr um die Funktion der Mauer, ebenso des Steges.
Der Steg ist auch ein Weg und was dich in den See aus Tränen hineingeführt hat, kann dich umgekehrt auch wieder hinausführen.
Ich hatte folgendes Bild dabei: Jemand steht am Ende eines Steges und sieht vor sich den See aus Tränen. Nun muss er entscheiden, geht er hinein und lässt alles hinter sich oder geht er den Steg zurück, der wieder zu den Menschen führt, weil sie ihn gebaut haben.

Deswegen würde ich gerne an der Mauer festhalten.

Und nun möchte ich noch zu deinem Vorschlag, den du mir per PN zusandtest und aus dem du mir freundlicherweise zu zitieren erlaubtest, kommen:

Zitat:
Zitat von Thomas
Galaxien, Sterne und Planeten
folgen ihrer Bahn im freien Fall,
oder den Gesetzen des Poeten,
auf der Zeitenreise durch das All.
Jetzt erst einmal eine Gegenfrage: Was stört am "liebenden Poeten"?
Den habe ich nämlich gerade als zentrale Figur dort eingebaut.
Es wird ja eine (Liebes)Hymne gesungen und diese ist ja ein der Ode ähnliches, feierliches Lied, hier des liebenden Poeten, in Form eines Gedichtes, welches sich genau wie die Galaxien, Sterne und Planeten im freien Fall, das heißt auch in diesem Fall frei, befindet, während es durch Zeit und Raum schwebt:

Zitat:
Galaxien, Sterne und Planeten
folgen ihrer Bahn zum freien Fall
im Gedicht des liebenden Poeten
auf der Zeitenreise durch das All.
Hm, ich weiß auch nicht genau, wie ich "die Gesetze des Poeten" dort unterbringen soll, weil meine Vorstellung eigentlich eine andere war. Die Geschehnisse sollten befreit und unbeschwert und somit eben auch aller (Natur)Gesetze ledig sein.
Und dann kommt die einzige und oberste Instanz, nämlich die Infektion mit der Liebe:

Zitat:
Könnte ich den Kosmos neu kreieren,
würde ich befreit und unbeschwert
diese Welt mit Liebe infizieren,
treues Herz, du wärst der Schöpfung wert.
Also das waren jetzt meine Gedanken, die den Text so entstehen ließen.

Aber ich freue mich auf jeden Fall über deine intensive Auseinandersetzung mit meinem Gedicht und den dazgehörigen Gedanken.
Und über dieses schöne Lob ebenso.
Dankefein...


Hallo Trommler,

da du nicht mehr hier bist, belasse ich es einfach bei einem Dankeschön für den wohlmeinenden Kommentar.


Servus larin,

da freue ich mich aber, deinen Geschmack getroffen zu haben...

Doch unter uns gesagt: Du hast den Schatten nur nicht bemerkt, den klitzekleinen, der aber dennoch stets fällt, wenn ein Ding, welches auch immer, belichtet wird.
Auch wenn hier, fürwahr, das leuchtende Hell doch einiges zu überstrahlen scheint.

Einfach fein? Na, dann bedanke ich mich ganz herzlich für dieses Kompliment...


Vielen Dank für eure Kommentare....


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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