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Alt 28.04.2011, 08:52   #14
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin LyTau,

mit Zen habe ich mich sehr ausführlich beschäftigt.

Zen besitzt eine eigene Ethik. Im Mittelpunkt steht die Überzeugung, dass man anderen nur helfen kann, wenn man sich selbst befreit hat (z.B. vom lächerlichen Götterglauben). Die Zuwendung zu anderen Lebewesen in sorgender Liebe und Solidarität ist dabei nämlich niemandem – keinem Gott, keinem Buddha, keiner Offenbarung oder Lehre – geschuldet, sondern erwächst aus der inneren Einsicht im Laufe der Zen-Praxis von selbst.

Diese Ethik könnte man als pragmatischen Altruismus bezeichnen.

Pragmatisches Handeln ist nicht an unveränderliche Prinzipien und Dogmen, wie z.B. im christlichen Glauben, gebunden.
Hier bestimmen die praktischen Konsequenzen und Wirkungen die lebensweltlichen Handlung, welche aussagen, was die Bedeutung oder die Wahrheit von Begriffen, Aussagen und Meinungen ausmacht.

Das alles deckt sich nicht mit deinen Gesamtaussagen, liebe LyTau, die eher den Eindruck eines nur oberflächlichen Wissens vermitteln.

Als Einstieg empfehle ich dir das Werk "Vom Geist des Zen" von Allen Watts (ISBN 3-518-37788-4), des weiteren "Philosophie des Zen-Buddhismus" von Byung-Chul Han (ISBN 3-15-018185-2) und wenn du dann die Nase noch nicht voll hast, dann solltest du dieselbe mal in "Shobogenzo" von Eihei Dogen Zenji stecken.

Zitat:
Zitat von LyTau
Zitat:
Zitat von Falderwald
Wem soll ich das zeigen?
Falsch. Die Frage lautet: "Was steckt in mir? Was soll ich zeigen? Warum bin ich hier? Was ist der Sinn?"
Wenn du (nach ein paar Jahren einer intensiven Zen-Beschäftigung) die Antworten
auf alle diese Fragen parat hast, dann diskutieren wir weiter...
Das allein zeigt eigentlich schon, daß du wenig bis gar keine Erfahrung mit Zen hast, denn im Zen wird die Frage nach dem Sinn des Lebens aufgehoben, die Kontingenz der eigenen Existenz, das In-die-Welt-geworfen-Sein kann angenommen werden. Vollkommene innere Befreiung ist die Folge: Es gibt nichts zu erreichen, nichts zu tun und nichts zu besitzen.

Dort findet sich weder ein Gott, ein Jesus, noch ein heiliger Geist, sondern nur der weglose Weg. Prajna (die große Weisheit) muss nicht erst gesucht werden, sie ist nämlich immer schon da.

Also, bevor man irgendetwas in den Raum wirft, sollte man sich schon intensiv damit befasst und darüber informiert haben.

Darüber hinaus empfehle ich "Die Kritik der reinen Vernunft", "Die Kritik der Urteilskraft" und die "Grundlagen der Mataphysik der Sitten" von Immanuel Kant, sowie "Die Welt als Wille und Vorstellung" und "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" und "Über den Willen in der Natur" von Arthur Schopenhauer.

Wenn du das gelesen und verinnerlicht, dich zudem noch mit den vier hinduistischen Veden (Rigveda, Samaveda, Yajurveda und Atharvaveda) auseinander gesetzt und das alles mit dem jämmerlichen Inhalt der christlichen Bibel verglichen hast, dann, ja dann können wir vielleicht auf gleicher Augenhöhe diskutieren.

Zitat:
...wer sind die, die dir einen Gott erklären wollen? Niemand zwingt dich doch zu irgendetwas,
solange du niemandem eine lauwarme Brühe als einen Königsmahl verkaufen möchtest...
Das sind die Pfaffen und Anhänger aller menschenverblödenden und verachtenden missionierenden Religionen, sowie der heilige Bimbam im Vatikan, der sich für den Stellvertreter Gottes auf Erden hält.
Die lauwarme Brühe findest du in der Bibel. Aufgewärmt, aus älteren Religionen abgekupfert und zu einem verlogenen Mythos aufgeblasen. Der geistig-seelische Terrorakt findet seinen Höhepunkt im Traktat der christlichen Apokalypse (Offenbarung 20, 11), indem sie dies (die Erbsünde) individualisiert und die Last des Jüngsten Gerichts jedem einzelnen aufbürdet, um ihm mit der schlimmsten Sanktion, nämlich der Hölle, zu drohen.

Ebenso bedenklich und menschenverachtend zeigt sich der Ethnozentrismus (eine Verhaltenweise die sich in der Mythologie oder generell in einer herablassenden Behandlungsweise von Fremdem, dessen Minderwertigkeit fraglos als gültig unterstellt wird, äußert) des Propheten Daniels im alten Testament: "... das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, des Reich ewig ist, und alle Gewalt wird ihm dienen und gehorchen" (Daniel 7, 27), welches sich gar auf ganze Völker bezieht (Daniel 7, 10 und 24).

Das ist durchaus vergleichbar mit der Ideologie des Dritten Reiches.

Feine Religion...


Liebe Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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