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Alt 02.05.2018, 14:54   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Thomas!

Ergreifend! Ein enorm starkes Bild!

Details:

S1Z1 - Komma anch "Augen" überflüssig.

S1Z2 - Können Augen "gehen"? Ein passenderes Vokabel wäre anzudenken.

S2Z2 - Das "drum ging er fort" bezieht der Leser erst mal automatisch auf den Mann. Da sollte man über eine klarere Formulierung nachsinnen.

S2Z3 - Komma ans Zeilenende.

S3Z2 - Komma nach "Tuch" überflüssig.

S3Z3 - "das"

S4Z2 - Wortwiederholung "sieht/sehen".


Meine Vorschläge:

Zwei Augen ohne Körper und Gesicht,
sie treiben schweigend auf und ab im Haus,
gespenstisch wie ein Schemen sehn sie aus
und huschen schüchtern durch das Dämmerlicht.

Der Körper wurde nur geschlagen und
missbraucht von ihrem Mann, drum floh er fort,
und das Gesicht hat sich zerweint, und dort,
wo Liebe war, liegt eine Seele wund.

Doch manchmal hüllen sich die Augen in
ein schwarzes Tuch mit einem Schlitz darin,
das schwer und sittsam bis zum Boden fällt,

um montagmittags in die Stadt zu gehen.
Und jeder, der sie schaut, kann etwas sehen,
das man für eine Frau in Burka hält.


Der Clou daran ist, dass man erst mal glaubt, es ginge an und für sich um eine Muslima und eine Burka, wenn man "nur Augen" sieht. Da wollte ich auch schon einwenden, dass die islamische Frau daheim eben keine Burka trägt, nur außerhalb oder vor Gästen.
Dem Fehlschluss unterlag ich auch wegen der missverständlich auf den missbrauchenden Mann beziehbaren Formulierung in S2Z2.

Der "Hammer" kommt erst mit der Conclusio, wenn der (unaufmerksamere) Leser erst erkennt, dass es gar nicht um die Burka geht - sie dient nur dazu, ein Symptom zu verbergen, und war anfangs auch gar nicht gemeint!

Sehr gern gelesen und bewundert!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (02.05.2018 um 20:48 Uhr)
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