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Alt 14.04.2009, 00:02   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Liebe Lena,
dein Gedicht ist für mich eine Assoziation aus Erzählungen.
Ich lebte als Kind in einem kleinen Dorf, fern jeder Gleichberechtigung und noch ferner vom Begriff einer Partnerschaft.
Dort gab es ein Familienoberhaupt und die gute Frau.

Dazwischen habe ich die Dinge sehr kämpferisch betrachtet, bewertet und versucht, es meinen Kindern anders (ja, gar besser) zu vermitteln.

Bei deinem Gedicht berührt mich etwas zutiefst - eben diese Assoziation.
Im Dorf lebte ein Ehepaar mit 5 Kindern in totaler Armut. Die Frau hatte zu tun (was sie auch tat) für Essen und Wärme zu sorgen. Der Mann und Vater kam mit nichts klar. Er fand keine Arbeit, hing im Haus herum.
Nachbarn, das ganze Dorf, lästerten, schimpften.
Die Kinder liebten, verehrten ihren Papa und noch mehr die Frau ihren Mann.
Sie erlaubte keine Kritik und antwortete mit beneidenswertem Stolz:
"Ich liebe meinen Mann so wie er ist."
Ich erinnere noch die "Tratscherei" aber auch die Verwunderung. Die Lästerer lästerten und verstummten zugleich. Da war etwas, was nicht in ihre Sicht passte.
Damals war ich Kind und es war mir nicht so wichtig. Heute rede ich mit meiner Mutter darüber. Es ist unheimlich spannend. Sie weiß um die Nöte der Familie und doch gibt sie eine Besonderheit zu, die nur den beiden eigen war.

So kommt bei mir dein Gedicht an. Er erinnert an eine Liebe, die so gar nicht in ein Schema passte und doch mehr war, als alle passenden Lieben.

An einer Strophe ist mir nach Mäkeln:


Was schern dich die Kinder? Du bist ja ein Mann!
Du werkelst am Auto, wie keiner es kann.
Ein Mann, der das Geld nach Hause bringt,
ich nur die, die um unsere Zukunft ringt.


Was schern dich die Kinder? Du bist der Mann!
Du werkelst am Auto, wie keiner es kann.
Du bringst das Monatsgehalt nach Haus,
ich teile es ein und komm damit aus.


Dein Gedicht hat etwas Anrührendes, wenn nicht sogar Weises.
Wir richten uns zu oft nach Gut und Haben aus und übersehen, dass es Werte gibt, die weder mit "Tüchtigkeit" noch mit Status auszugleichen sind. Diese sind als Zutat gut, aber nicht Bedingung.

Für mich eine eigene und wertvolle Sichtweise.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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