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Alt 25.05.2011, 19:31   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Abend, liebe Chavali,

genau so bin ich aufgewachsen, nur einen "Tick" dörflicher, also mit Nachbarn und einer entfernten Verwandtschaft mit der Hälfte der Einwohner, mit Tante-Emma-Laden, Einzelhandelsgeschäften, viel Zeit zum "Babbeln", geschenkten Saitenwürstchen vom Metzger und einem Pfarrer, der meine Urgroßmutter jede Woche besuchen kam.

Wir Kinder sind damals "im Rudel" zum Spielen unterwegs gewesen, bei 2 Bauernhöfen waren wir häufig in Ställen bei den Tieren zu finden. Im Park saßen bei schönem Wetter die "Älteren Leute", und die Katzen wanderten zum "Sich-durchfuttern" durch sämtliche Häuser. Auf den Bauernhöfen waren sie natürlich keine Haustiere, sondern "Mäusefänger". An den Häusern gab es noch eine Menge Schwalbennester, und an Fasching warf eine Frau immer Fastnachtskrapfen für die Kinderschar aus ihrem Küchenfenster - wenn einer danebenfiel, na, mit Salz schmeckte es besser ...

Ich empfinde, wie du siehst, eine Unmenge "nostalgischer Gefühle" beim Lesen deines Gedichts. Das war eine sorglose und deshalb auch schöne Zeit. Dann die "Anbindung" an die Stadt, die Einzelhandelsgeschäfte schlossen, die Postfiliale verschwand, die Kinder wurden erwachsen und die Sorglosigkeit "zog aus" - die Schwalben und die Katzen ebenfalls. Ein "kleinstädtisches Dorf" wurde zum Stadtrand.

Wie du siehst, bin ich mit dem Inhalt bestens vertraut, schön hast du das dargestellt, und so anschaulich, dass mir beim Lesen ganz wehmütig wurde ...

Was das Formale betrifft, ich finde es ansprechend, auch der Wechsel zwischen gereimt und ungereimt in deinem Kreuzreim. Ja, es war idyllisch, und trotzdem "Leben" drin, in der "kleinen Stadt". Dem Reimschema kann ich folgen, ich zähle keine Erbsen, denn da es stringent ist, habe ich keine Schwierigkeiten, auch mal "der" anstatt "auch" zu betonen, das klappt, sobald ich im "Rhythmus" bin, einwandfrei. Das sehe ich nicht so eng (außer bei mir selber).

Nur eine Kleinigkeit möchte ich fragen:

Zitat:
Kleine Häuser duckten sich
links und rechts der Straße,
Rosen blühten in dem Garten
vor der alten Klostergasse.
Die erste Strophe ist anders als alle Anderen, sowohl vom Reimschema als auch von der Silbenzahl her (sonst sind es immer 7 oder 8, hier einmal nur 6, in V1). Da du aber für gewöhnlich weißt, was du tust, denke ich, es ist Absicht - ich kann nur nicht erkennen, was der Grund ist. Erklärst du es mir?

Sehr gerne gelesen und in die Vergangenheit eingetaucht! (Auch wenn es bei mir noch keine 50, sondern eher 30 Jahre sind, aber das reicht schon ...)

Liebe Grüße

Stimme der Zeit
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