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Alt 10.04.2010, 19:05   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Hallo Pedro,
evtl. machst du mich noch zum Kurzgeschichtenfan.
Diese habe ich gelesen und teilweise das Atmen vergessen. Der Schlusssatz zwingt zum Schweigen und erst dann folgt ein Nachdenken.

Die Geschichte selbst berührt tief und zu Beginn neigt man dazu, Jaime zu verachten und mit Susanna zu fühlen.

Dann aber erkennt man die eigene Erwartungshaltung. Jaime hat sich dankbar zu zeigen, egal mit welchem Gesicht Susanna lebt. Dürfen wir das verlangen? Ich weiß es nicht. Ich kann es Susanna höchstens wünschen.
Jaime wurde trotz der Blindheit glücklich. Konnten die Helfer das Ergebnis ihrer Hilfe voraussehen? Nein.

Es ist keine eigene Philosophie, die ich hier entwickele. Ich habe einmal einen "Wälzer" über das menschliche Helfersyndrom bzw. über den Wissenschaftsdrang gelesen und war zutiefst erschüttert. Es ging auch darum, Blinden das Sehvermögen wieder zu geben.
Man hat Studien mit Betroffenen betrieben und erfahren, dass sie beim plötzlichen Sehen, Hören unglücklich wurden. Für sie oder auf sie stürzten fremde Welten ein, die so gar nicht ihrer bisherigen Welt entsprachen.
Und nun das Erschütternste: Sie wollten das Bisherige wieder haben.
Dinge, von denen wir keine Ahnung haben und die aus Dankbarkeit vielleicht nicht geäußert werden.
Es mag anders sein, wenn jemand vorher sehend gewesen ist.

Mein Kommentar will um Himmels Willen nicht urteilen und bewerten.
Die Geschichte selbst hat mich an dieses Buch erinnert und nachdenklich gemacht - langanhaltend.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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