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Alt 29.03.2009, 14:47   #24
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Hallo Prinzi,

eigentlich wollte ich mich zu deinem Text nicht mehr weiter äußern, aber deine Antwort zwingt mich dazu. Nicht zuletzt, weil du mich hier persönlich ansprichst.
Niemand, wirklich niemand hat behauptet, daß in dir ein ein perverser Nazi steckt.
Hätten wir auch nur annährend den Eindruck gehabt, daß es sich hier um einen rechten Text handelt, hätte er keine Chance auf Wiedereinstellung gehabt, dessen kannst du dir sicher sein.
Ich schrieb sogar im Gegenteil, daß die Absicht deines Textes durchaus erkennbar ist.
Die Kritik richtete sich einzig und alleine an der Umsetzung dieses schweren Themas aus.
Und wenn wir darüber hier nicht reden dürfen, dann hat das Forum seinen Sinn verloren.
Ich bin nach wie vor der Meinung, daß dir die Umsetzung nicht gelungen ist.
Die z.T. vorhandenen Pauschalisierungen sind einfach unerträglich und die beschriebene Szene ist dermaßen fern ab von jeder Realität, das spottet jeglicher Beschreibung.
Ich für meinen Teil kann mich weder in einen Wehrmachtssoldaten hineinversetzen, noch in einen Soldaten, der mit der Waffe im Rücken gezwungen wird, einen Geschlechtsakt mit einem Kind vorzunehmen, von dem ich auch noch weiß, daß es in der Nacht ermordet und anschließend verbrannt wird. Das halte ich einfach nur noch für moralisch verwerflich und weise das für meine Person zurück. Wie gesagt, das gilt für mich.
Diese Situation alleine würde bei mir schon zu einer erektilen Dysfunktion führen.
Des weiteren weise ich deine Behauptung zurück, daß in jedem von uns eine solche Bestie steckt. Das ist nämlich wiederum eine unreflektierte Pauschalisierung. Ich ahne nur, was gemeint ist. Daß ein Mensch nicht weiß, wozu er in ihm unbekannten Situationen, Notlagen (Angst oder Gelegenheiten) fähig ist. Es gibt auch das total gegenteilige Verhalten, was man auch nicht pauschalieren kann. Es wäre nur etwas, was man sich in solchen Zeiten von jedem einzelnen wünschen würde.

Dir ist mehrfach gesagt worden, daß die Aussage in deinem Text nicht richtig ankommt und sehr missverständlich ist. Das soll und darf ein Leser sagen, damit der Autor Gelegenheit bekommt, zu erklären.
Du aber, hast Kritisches beiseite geschoben und darauf beharrt, daß er gut ausgearbeitet und wohlüberlegt in der vorliegenden Fassung eingestellt sei.
Das hat wiederum zu weiteren geäußerten Bedenken geführt.

Und wenn du dir das Recht nimmst, einen solchen Text ein- und zur Diskussion zu stellen, dann solltest du auch mit den Betrachtungen der Leser umgehen können.
Diese haben keinesfalls etwas mit hysterischen Anfällen zu tun, wie du schreibst, sondern zeigt einzig und allein, daß sich manche die Mühe gemacht haben, sich nicht nur mit der oberflächlichen Aussage deines Textes und deinen dazugehörigen Antworten zufrieden zu geben.

Ich würde es mir niemals anmaßen, solche Pauschalaussagen über Wehrmachtssoldaten zu treffen, oder gar allgemein über Soldaten, wie du es in einer deiner Antworten tatest.
Zitat:
Auch sehe ich keine Provokation, ich kann mich nur wiederholen, aber ich versuche mich lediglich in die Lage eines Soldaten zu versetzen, als provokant würde ich das nicht bezeichnen.
Das ist nicht nur provokant, sondern im Zusammenhang mit deinem Text plakativ und pauschal herabwürdigend.


Und das ist auch der Grund warum ich schrieb, daß dein Text unglaubwürdig, nicht authentisch und unreflektiert wirkt. Bei dieser Aussage bleibe ich auch, denn alles, was du nicht selbst erlebt und erfahren hast, kannst du nicht beschreiben.
Du kannst zwar versuchen, dich in eine solche Situation hineinzuversetzen, aber bei diesem Versuch wird es bleiben, es bleibt nämlich rein fiktiv und der Phantasie entsprungen. Gerade darum sollte ein Autor akzeptieren, wenn andere sagen, sie könnten es nicht.

Etwas anderes ist es, wenn der Text durch einen Film inspiriert wurde.
Aber auch da gebe ich zu bedenken, daß ein solcher rein fiktiv ist und keine Ansprüche auf Realität erheben kann. Dafür müsste der Leser evtl. den Film benannt bekommen, um zunächst die Inspiration nachvollziehen zu können.
Und deshalb sollte man an die Umsetzung eines solch sensiblen Themas nur ganz vorsichtig heran gehen, weil sonst die Glaubwürdigkeit dabei auf der Strecke bleibt.
Des weiteren könnte ich mir vorstellen, daß auch Kritik an diesem Film laut werden würde. Doch da dieser hier nicht zur Debatte steht, ist es eben der vorliegende Text.

In dem Zusammenhang fällt mir die Aussage eines alten, väterlichen Freundes ein, die er mal in meine Richtung getätigt hat: "Lies deine Worte, die du an andere richtest, und setze sie in die Ich-Form um. Dann nämlich erfährst du viel über dich selbst. Erst dann entscheide, ob du diese Worte aussprichst oder schreibst"

Meine persönliche Meinung zu dem vorliegenden Gedicht ist, wie schon mehrfach gesagt, weiterhin sehr kritisch, weil ich es in dieser Ausführung für moralisch bedenklich halte. Da aber im Sinne der künstlerischen Freiheit weder meine persönliche Meinung, noch meine moralische Wertung ausschlaggebend sind, und ich ganz sicher meine Position hier im Forum nicht dahingehend für Zensur zu missbrauchen gedenke, bleibt mir nichts anderes, als mich von diesem Text zu distanzieren.


Liebe Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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