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Alt 08.06.2014, 11:14   #3
Hans Beislschmidt
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Moin Falderwald,

vielen Dank für Kommentar und Gedanken.

Wie ich von meiner Arbeit weiß, ist Altwerden kein Zuckerschlecken.
Die Medien stellen das völlig falsch dar. Die agilen, sportlich ambitionierten, geistig quicken gibt es nur in der Kukidentwerbung. Deshalb auch der sarkastische Hintergrund.

Nun, beim Slam läuft es formal so ab: Jeder Slammer hat sieben Minuten. Danach stimmt das Publikum ab und wählt drei Slammer für die Endrunde. Der Applaus entscheidet, wer der Sieger ist. Der Test kann/darf alles sein – Lyrik, Prosa und muss vom Slammer selbst verfasst sein. Nicht erlaubt sind Hilfsmittel wie Singen, Musikinstrumente. Meistens gewinnen die Prosatexte mit witzigem Plot. Sie sind in der Regel im Präsens und in der Ichform geschrieben. Lyrik hat da wenig Chancen für den Sieg, die Leute und die Veranstalter freuen sich aber trotzdem, weil Lyrik eben anders ist und für Abwechslung sorgt. Nun hat sich eine gewisse Slam Lyrik herausgebildet, die ähnlich wie ein Rap funktioniert. Die Wortverdrehungen basieren oft auf Alliterationen und ein erkennbares Metrum gibt es nicht. Die Reime können dicht hintereinander kommen oder wie Enjambements versetzt. Wichtig ist der Sprach Beat, die Prosodie ergibt bei der Performance einen Rhythmus.

Da gibt es natürlich absolute Könner. Bas Boettcher, den ich schon engagiert habe, ist einer davon. Um zu zeigen, was der Junge alles drauf hat, hab ich einen You Tube Link von einer Performance angehängt.
http://www.youtube.com/watch?v=IfCagl4JAOQ
Der Text 2,25 mn lang und mit das Beste, was ich je gehört habe - absolut sensationell!!!


Slam ist kurzlebig, wild und will nur unterhalten. Deshalb gibt es auch wenig Druckwerk. Slammer sehen sich nicht als Überbringer einer Botschaft für die Nachwelt, sondern performen für den Augenblick. Der Spaßfaktor hat oberste Priorität. Es gibt mittlerweile in jeder Stadt regelmäßige Poetry Slams. Sicher auch in Ratzeburg. Slammer habe auch ein eigenes Netzwerk (myslam.de oder facebook Slam Poeten) – das geht alles über User und Follower.

Ich mache dort mit, weil mir die Veranstaltung selbst gefällt und ich manchmal richtige Perlen entdecke. Dass ich dort der mit Abstand älteste Teilnehmer bin, sorgt aber manchmal schon für Verwunderung …. Ach da kommt wieder der Oldie mit seinen Gedichten … hehe

Im Augenblick arbeite ich an einer Poetry Slam Anthologie mit gereimten Slams. Das ist schwierig, denn die meisten Slammer machen Prosa.

Mal sehen, wie es sich entwickelt.

Gruß vom Hans
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chorch chorch

Geändert von Hans Beislschmidt (08.06.2014 um 11:24 Uhr)
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