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Alt 03.01.2010, 19:45   #13
Hans Beislschmidt
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Hey Medusa,

nachdem du gestern Abend so von deinem Sonett geschwärmt hast, war ich heute richtig gespannt, wo ich das tolle Werk nun finden könnte.

Nun war ich aber auf deinem Profil und siehe da: - ein anderes Werk fand mein durchaus interessiertes Auge. „Nussknackend“ wurde schon manches choreographische Meisterwerk ertanzt, so auch der nussknackende Hinweis auf die fulminante Umsetzung von der Compagnia Strada, die sich den sieben Todsünden angenommen hat. Jedoch, wo auf der einen Seite das muntere Tanzbeinchen wippt, stellt sich auf der anderen Seite die bedeutsame Frage, was der Urheber dieses klerikalen Schwachsinns „Evagrius von Pontus“ vor 1600 Jahren dabei gedacht hat. Die Ichbezogenheit und deren Gipfel „Stolz“ ist etwas, auf was ich persönlich ungern verzichten würde. An dem Gruselpaternoster ändert sich auch nichts, nur weil Papst Gregor später zusammengefasst hat, um noch den Neid unterzubringen. Und es wird schon gar nicht besser, dass im 7. Jahrhundert die ursprüngliche Traurigkeit durch die Trägheit ersetzt wurde. Es ist ganz einfach der Umstand, dass sich bei jedem Agnostiker die Fußnägel nach oben rollen, wenn er diese klerikale Scheiße hört – was jetzt nicht auf dein Gedicht bezogen ist. Ich frage mich einfach: - haben Plato und Schopenhauer umsonst gelebt, dass diese Kirchenfuzzis mit ihrer Angstmache weiterhin Druck aufs gemeine Gemüt ausüben dürfen? Dürfen sie weiter ihre Gülle von Sünde und Buße verbreiten und ablassorientiert ihre Schäfchen geißeln? Haben wir nicht begriffen, dass gerade die deutschen Denker wie Jaspers und Kant eigentlich genug geschrieben haben, um sich diesem Pfaffenwahnsinn erfolgreich zu widersetzen? Beim Auflisten der Soll und Haben-Seite sollte es doch jedem aufgeklärten Menschen klar sein, dass der Klerus mit seiner Psychonummer auf dieser Welt nichts – absolut NICHTS GUTES zustande gebracht hat und nur Unheil und Krieg veranstaltet hat, was im übrigen auch für andere Kirchengemeinschaften zutrifft. Das führt mich weiter zu der beängstigenden Feststellung, dass hier im Forum niemand dieses Werk auf seine metaphorische Aussagekraft hin beurteilt hat und nur die handarbeitliche Klöppeltechnik beim Daktylenschen Versfüßchen begreift.

Aber! - auch von mir gibt’s ein Chapeau, denn dieses Werk ist handwerklich in der Tat grandios. Hättest du an dieser Stelle eine Hymne auf Erasmus von Rotterdam getextet, wäre ich wahrscheinlich auf die Knie gesunken – so ist es aber nur dem weihrauchschwenkenden Mummenschanz im goldenen Ornat das Wort geredet.

Gruß vom Hans
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