Hallo, liebe larin,
ein schönes, hoffnungsvolles Gedicht. Genau das, was der Doktor mir sicher als Morgenlektüre empfehlen würde.
Ja, es ist wirklich so. Das "Gute" zeigt sich eben vor allem in einem eher "unscheinbaren Gewand", es tritt leise auf, manchmal auch versteckt; ganz im Gegensatz zum "Schlechten", das sich eher laut und "marktschreierisch" bemerkbar macht.
Ich persönlich bin der Überzeugung, dass sich beides aber die Waage hält - wir haben nur meist keinen "Blick dafür". Das liegt daran, dass sich die "schlechten Ereignisse" eher in die Erinnerung einprägen, eben
weil sie so "laut" sind.
"Alles erstrebt ein Gleichgewicht", so heißt es doch. Es gilt also im Grunde nur, unseren "Blick zu schärfen", um das "Gute" erkennen zu können.
Wären wir in der Lage, uns das "Verhältnis" einmal von "Außerhalb" anzusehen, ganz neutral und ohne "menschliche Bewertung" (was wir ja automatisch tun), dann würden wir sicher feststellen, dass ebenso viel Gutes wie Schlechtes geschieht - was die reine "Anzahl" der Geschehnisse betrifft. Aber wir "bewerten" ja, und deshalb teilen wir das auf in "Groß und Klein". Daher erscheint es uns auch so, als ob das "Schlechte" häufiger sei, was sicher gar nicht der Fall ist. Wir bewerten es nur als "gewichtiger".
Also sollten wir, wie in deinem Gedicht, ganz bewusst unseren "Fokus" auf die "kleinen, leisen Dinge" richten, um sie für uns "wieder zu entdecken".
Formal finde ich die vielen hellen Vokale als gut zur Thematik passend, und die Waisenzeilen am Ende der Strophen gelungen. Das ist fast so, als ob jede Strophe eine eigene, kleine Conclusio hätte. Auch die Wiederholung (Repetitio) am Versbeginn - "Lass uns" gefällt mir.
Die Ewigkeit ist nur ein Augenblick, und der Augenblick ist die Ewigkeit. Zeit ist bekanntlich relativ ...
Und es ist eben wirklich alles eine Frage der Perspektive.
Gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme