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Alt 16.06.2013, 07:36   #5
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Zitat von Walther Beitrag anzeigen
hi fridolin,

die architektur geht ungefähr so:

s1: these oder innensicht
s2: antithese oder außensicht
s3: synthese oder schlußfolgerung
s4: moral von der geschicht / handlungsanweisung / erkenntnis

das außen- und innensicht kann auch getauscht werden. das sonett ist ursprünglich ein dialogisches lehr- und lerngedicht über die liebe zu gott und zu dem / der liebsten.

hilft das evtl. weiter?

lg w.
Vielen Dank für diese Erläuterung. Du sagst aber nicht, ob diese dialektische Struktur als Erfordernis für ein Sonett unabdingbar, also zwingend ist. Ich nehme an, dass du das wie viele Sonettexperten so siehst. An andrer Stelle lese ich, dass "in der dichterischen Praxis solche überstrengen Regeln jedoch meist überspielt worden sind. Die Gefahr liegt nahe, die Form überzubewerten" (Erwin Arndt, Deutsche Verslehre).

Ich will mich bemühen, bei künftigen Sonetten auf die dialektische Struktur zu achten, mich aber nicht dazu zwingen lassen. Das gilt vor allem für Sonette in Schüttelreimen, bei denen schon die Einpassung der Reimpaare in die metrische Struktur und die Beschränkung auf 14 Zeilen, besonders bei umarmenden Reimen, eine Herausforderung darstellt. Ich verwende deshalb für Schüttelsonette lieber die Shakespearsche Form mit dem Couplet am Schluss.

LG Fridolin
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