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Alt 04.03.2017, 22:32   #11
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Jongleur!

Das "geradeaus" bezieht sich nicht auf das Aufschlichten (ein Terminus, der sehr wohl für das Stapeln von Holz verwendet wird), sondern auf die "klaren Worte", die nüchtern, klar, sprich "geradeaus" sein sollen, wenn man manchen "modernen" Lyrikern glauben will.
Des weiteren bezieht sich die ganze Z4 von S1 auf die Fichten in Z3, durch deren Stämme, die "geradeaus", sprich kerzengerade wachsen, man wandeln kann, ohne ständig anzustreifen oder sich zu verheddern wie in einem Dickicht (der Worte, womit man meine bevorzugte lyrische Sprache zuweilen vergleichen könnte). Ein Bild für leichtere, klarere Verständlichkeit simplen Sprachstils.
Ob solche eine Sprache aber auch im klassisch-lyrischen Sinne "schön" sein kann, das sei dahingestellt. De gustibus non est disputandum, wie es so schön heißt - aber in diesem Sonett geht es eben darum, warum MIR etwas besser gefällt!

Demgemäß sind die Terzette auch keine Verurteilung mit Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, sondern meine ganz persönliche Ansicht zur Materie. Der Titel des Gedichtes kündigt es ja schon an.

Daß ich ein Klangjunkie bin, will ich nicht abstreiten - im Gegenteil, es erfüllt mich mit Freude! Aber auch der Inhalt muss sinnvoll sein und klar verständlich rüberkommen, bei aller Wortverliebtheit und allem Faible für komplexe Satzstrukturen und Verschachtelungen!
Wenn ich das nicht immer schaffe, dann eben weil ich kein Genie bin wie ein Rilke - und das würde ich auch nie von mir behaupten!


LG, eKy
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