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Alt 05.05.2017, 13:40   #8
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heimkehrerin
 
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ich finde es schwer als Anfänger irgendwie Orientierung zu erlangen.
Das Prinzip der Metrik lernte ich sehr schnell, dauerte keine zwei Stunden.
...

... wie "meine" Dichtung ist oder sein könnte, habe ich noch nicht herausgefunden. Ich kanns nichts verteidigen oder dazu stehen, wenn es im Endeffekt Bullshit ist.

Nicht doch, lieber Eisenvorhang!

Von "Bullshit" hat hier wirklich keiner was gesagt - schlicht und einfach, weil es keiner ist. Mach dich also jetzt nicht kleiner als nötig. Es gibt so viele Grautöne zwischen Schwarz und Weiß; mit einem Tunnelblick, der nur "ich kann alles perfekt" und "ich kann überhaupt nichts" kennt, tust du dir selbst absolut Unrecht und nimmst dir auch viel Freude an diesem Hobby.

Du schreibst jetzt grade mal seit März oder April oder so, wenn ich mich recht entsinne. Das ist angesichts dessen, was man benötigt, um als Dichter klar verständlich und ohne allzuviele Schnitzer über die Runden zu kommen, noch nicht mal "kurz", sondern kürzer als kurz.
Mach dir also nicht so viel Druck; pass doch einfach deine Erwartungen an dich selbst dem an, was in Wirklichkeit leistbar ist, und du wirst sehen, dass alles andere von selbst wächst, immer besser wird und irgendwann so richtig zu blühen anfängt. Es braucht eben seine Zeit.
Wir alle hier sehen, dass du ein Gespür hast für Sprachmelodie und lyrische Bilder und sagen das auch in vielen Kommentaren hier - und das ist von niemandem "lieb gemeint", sondern unsere ehrliche Meinung. Also sieh das Positive - dann relativiert das auch die Kritik.

Klar versteht man das Prinzip von Metrik rasch - aber es zu beherrschen ist dann doch etwas, das viel Übung und Praxis benötigt. Auch ich mache immer wieder mal Metrikfehler, wo ich überzeugt bin, dass es so betont wird, wie ich das im Gedicht verwende. Man hat so seine kleinen blinden Flecken ab und zu. Aber die werden weniger und weniger und bei dir wird das auch so sein.

Ich habe bei einem anderen Gedicht von dir in einer Diskussion zwischen Erich und dir gelesen, dass du dich schwer tust zu verstehen, warum manche Sätze für den Leser nicht aufgehen. Da schreibst du

Zitat:
Viele erklären aber kein Warum, sondern sagen nur: "geht nicht, ist falsch". Frage ich nach, heißt es: "Keine Zeit für sowas"
Das liegt daran, dass du tatsächlich manchmal - vermutlich im lyrischen Schwelgen und Überschwang der schönen Wortgebilde - Sätze bildest, die grammatikalisch nicht gehen und daher den Leser verwirren. Und dass in Foren keiner Nachhilfe in Grammatik geben möchte, wirst du, denke ich, verstehen. Fallfehler, Interpunktionsfehler und eingeschobene Begriffe und Wortschöpfungen an Stellen in deinen Sätzen, wo sie tatsächlich von der Grammatik unserer deutschen Sprache her nicht hingehören...das kann man auch mit dem besten Wohlwollen nicht als dichterische Freiheit rechtfertigen. Wenn der Leser keine Chance hat, inhaltlich durchzusteigen, können auch die schönsten lyrischen Bilder und Gebilde nicht wirken. Und das ist schade.

Und genau DA schmeißen viele, die ähnlich beginnen wie du (und oft auch noch mit viel weniger sprachlichem Gespür als du!), meist frustriert das Handtuch. Du tust das nicht und das finde ich echt beeindruckend und rechne ich dir hoch an. ABer ein bisschen musst du uns halt auch glauben und vertrauen, wenn wir dir solche Fehler aufzeigen und sagen "passt so nicht". Das ist nichts, was wir an unserem persönlichen Geschmack oder Vorlieben festmachen, sondern da geht es um die Regeln unserer deutschen Sprache.

Du erwähnst die "führende Hand", die du dir wünschst. Nun, Erich, Koko, die anderen hier und ich reichen sie dir gerne. Und das würden wir sicher nicht tun, wenn wir dächten, du wärst dichterisch ein hoffnungsloser Fall, der nur Bullshit ins Forum schmeißt. So viel Zeit und Lyrikmasochismus hat hier keiner. Also kanns nicht so schlecht sein, was du fabrizierst, oder?
Du musst dich dann aber auch ein bisschen führen lassen. Okay?


Lieber Gruß und ich hoffe, du empfindest mich nicht als allzu schulmeisternd.

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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes
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