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Alt 19.06.2011, 00:37   #19
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Liebe Dana

Ich meine, dass das, was du als unsterbliches Ich bezeichnest, eben nicht der von mir definierte Geist, Spirit ist!
Das Ich entsteht mit Hilfe des Gehirns, des Denkens. Und vergeht ebenso mit den sterbenden Funktionen dieses "Apparates".
Die Antworten, die das Ich sucht, sind ja schon im Sein, im Universum zu finden! Es ist ja nicht so, dass Antworten nur für einen erkennenden Mensch zu finden sind, er entdeckt sie nur. Nichts, was der Mensch jemals beantworten kann, ist als Lösung neu! Nur für den Denker.
Im Dasein ist alles von des Menschen Erkenntnis unabhängig. Erkenntnis, Wissen, Glauben etc. hat nur für ihn eine fundamentale Bedeutung.
Diese Erfahrungen werden im Gedächtnis (Gehirn) gespeichert bzw. auf anderen "Datenträger", genau so, wie Formeln, Weltanschauungen, usw.
Das ICH ist eine dementsprechende, vom Denken erzeugte Konstruktion. Es ist, wenn man so will, nur ein Produkt des Denkvorganges.
Andere "Datenträger" sind in einer Kultur natürlich sämtliche Medien. Diese Infos sind auf der Ebene des Materiellen angesiedelt, gehören also zum Wandelbaren, zum Sterblichen, zum Vergänglichen.
Geist, wie ich ihn definiere, ist gar nicht in der Lage, irgendeine subjektive, eingeschränkte Erfahrung, die das ICH (Subjekt) macht, aufzunehmen.
Nein, das hinterfrage ich mal folgendermassen: Wenn das Gehirn jenes Medium im Leben ist, das zum Denken und zum Erinnern des Inputs da ist, wozu soll der Geist das alles noch mal speichern/aufnehmen?
Geist, in meinem Verständnis, ist nicht auf ein Individuum eingeschränkt. Er ist allumfassend, deshalb voller Energie, nicht im Zeitlichen angesiedelt (also unsterblich) und der biologische Leib ist mit all seinen wunderbaren Fähigkeiten eine "Spielwiese". Dabei ist es von Bedeutung, dass das Menschsein in der Entwicklung steht, das Geistsein nichts dergleichen im Sinn hat.
Macht ein Genie irgendwelche Entdeckungen und gibt sie in keiner Form weiter, bleiben sie nur so lang in seiner Erinnerung, seinem Denken, seinen Ideen, seiner Vorstellung usw, bis dieses Medium (Gehirn) vergeht.
Nach dem Denkkonstrukt der unsterblichen "Seele", die unter anderem alle weltlichen Erfahrungen mitnehmen könne, wäre sie nun gereift, hätte ihr kurzzeitiges Dasein den Sinn gehabt, Erfahrungen zu machen und sie zu konservieren! Vielleicht sogar mit der Option, wieder geboren zu werden und dann als "reifere" Seele im "Korpus Inkarnatis" die nächste Stufe der Entwicklung zu nehmen.
Wäre es so, wäre die Seele nicht vollkommen und würde wahrscheinlich auch nie werden. Zudem wäre sie auf das all zu menschliche Karriererad festgelegt und auch den da herrschenden Gesetzen unterworfen, die eben lauten: Alles ist in Veränderung und nichts Materielles ist ewig!
Ok, du kannst jetzt vielleicht argumentieren, Seele sei nichts Materielles.
Oh doch! *Seele =Psyche=Bewusstsein und Unterbewusstsein, als Summe somit das ICH!
Ich habe schon erwähnt, dass Geist auf das Denken Einfluss hat, aber Denken nicht auf den Geist. Damit meine ich: Wir haben eine Vorstellung von der Seele*, wir halten alles, was wir uns erdenken können für Bestandteil der Seele* oder des Ichs. Nach meinem Dafürhalten ist es auch so: Die Seele ist genau das. Ein Konstrukt des Denkens, weil sie mit den selben Substanzen erschaffen ist.
Geist ist kein Produkt dieser Substanzen. Insofern ist es dem Denken nicht möglich, Geist, Spirit zu erfassen, wahrzunehmen, zu reflektiern.
Du kannst dich dem Geist unterordnen, wenn du dich ihm öffnest, doch Geist ordnet sich nicht Ideen unter.
Mir ist klar, das allein mein Gebrauch des Begriffes Geist oder Spirit nicht das bezeichnen kann, was es ist, es hat nichts mit Religion jeder Art zu tun, nichts mit aktivem Glauben, mit Philosophie, mit Esoterik, noch mit Kultur.
Es steht außerhalb dieser Überzeugungen.
Sobald man sich ein Bild davon macht, eine Vorstellung, eine Idee, ist es nur eine Illusion mit Hilfe der Denkfähigkeit. Es wäre dann genauso beschränkt, subjektiv und zum Vergehen verurteilt.
Wenn wir das Gehirn mal als multiples Sinnesorgan verstehen, dann ist klar, dass damit nur das reflektiert werden kann, zu dem das Sinnesorgan die Fähigkeit hat. Es kann etwas wie Unsterblichkeit gar nicht erfassen, denn es liegt nicht in der Kompetenz des endlichen Gehirns!!

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich der Mensch als immerwährend werdendes Wesen im Laufe der Entwicklung bewegt, es sind allerdings eher die Gene, die eine Entwicklung weitergeben. Nimmst du z.B. einen Neandertaler und lässt in ihn eine "hochentwickelte" Seele inkarnieren - wie will die dann in ihm wirken, wenn alle Instinkte noch stärker sind, als z.B. die Fähigkeit zur Vernunft?
Ich glaube, viele Instinkte der Menschen sind bei Weitem noch nicht ausgemerzt, sie haben sich nur in die Sphären der Psyche verzogen.
Erst, wenn wir diese "Dämonen" entlarven und sie auch aus dem Unterbewussten nicht mehr agieren lassen, ist die Zeit reif für ein weiteres loslassen: Die der Überzeugung, die erdachte Seele sei mehr, als nur das banale Ego.
Ist das nicht viel wesentlicher, als Antworten "dort" zu suchen? Vielleicht stößt der eine oder die andere auf jenen Geist und lässt ihn gewähren.
Wer ihn einladen will, muss Platz schaffen, also fort mit dem gesamten Wust im Gehirn, das ständig nach Antworten sucht und doch nur solche Wahrheiten entdecken kann, die das Hirn zum Aufnehmen fähig ist. Und dessen Verstand ist eher beschränkt, oder?

Du wehrst dich vor dem unabänderlichen Aus nach dem Leben (du hast lustigerweise nach dem Tod in deinem Beitrag geschrieben), dass alles, was dir lieb ist, aufhört. Das ist verständlich. Ich hab mal in einer musischen Stunde wunderbare Musik gehört, ich war so gerührt und ergriffen, dass ich weinte. Ich weinte auch noch, weil mir irgendwie bewusst wurde, dass ich so etwas Schönes nicht ewig hören werden kann, ich also sterblich bin. Ich freue mich deshalb über alles Schöne im Leben, wie jeder Mensch, und möchte es lange geniessen. Um alles Weltliche aufzunehmen und sich an vielem erfreuen zu können bedarf es einen Leib und seine Sinne: Musik hören, Eis essen, mit Kindern Quatsch machen, auch zu lieben und Liebe erfahren ...
In diesem Sinn habe ich nur einen Unwillen zu sterben, zu vergehen, weil dann eben auch dies alles zu Ende ist.
Ich denke, Geist nimmt keinen Einfluss darauf, sich daran festzuhalten.
Es ist vielmehr, nicht im negativen Sinn, die Geilheit aufs Leben, der Spass, die Freude daran und das besitzergreifende Ego/Ich, das nicht loslassen will. Alles ganz menschliche Antriebe, biologisch begründet. Daran ist nichts Verwerfliches. Ob wir durch Ideen vom Weiterleben der Vergänglichkeit ein Schnippchen schlagen können?

Blaugold
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