Thema: Das alte Haus
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Alt 11.05.2014, 16:51   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

dann will ich mir mal dich, äh, dein altes Haus anschauen.

Der Text handelt aber jetzt nicht von Ulli Hoeneß, nicht wahr?

Nein, Spaß beiseite, aber man macht sich natürlich zuerst Gedanken darüber, ob der Protagonist eine bestimmte Person oder eine rein fiktive Gestalt ist.
Ich gehe mal von Letzterem aus.

Da kommt also jemand nach langen Jahren der Abwesenheit wieder an sein Elternhaus und findet es verlassen und verwahrlost vor.
Die Zeit, scheint ihm, ist übergequollen und die magischen Mächte der Natur, mit denen die ehemaligen Hausbewohner verbuden waren, haben das Kommando dort übernommen.
Der Protagonist steht vor dem verfallenden Gemäuer und erinnert sich, wie er vor langen Zeiten dort war, um nach Vergebung bei ihnen zu suchen.
Die ist ihm aber nicht zuteil geworden, weil seine Taten oder Handlungen zu schwerwiegend oder vielleicht noch zu frisch waren. Er war wohl voller Zuversicht, dass man ihm dieses Mal nach so langer Zeit endlich verzeihen würde, stattdessen musste er traurig die Verhältnisse dort erfahren.
Vor dem alten, verfallenden Hause steht eine Eiche und hält beschützend ihre Äste über das Haus. Die Geister und Trolle werden hier weiter tanzen. Der Protagonist schaut lange auf die Szene und schließlich löst sich in ihm eine Spannung, er ist erleichtert.
Denn vielleicht hat er sich gedacht, wenn niemand mehr da ist, den er um Vergebung bitten kann, dann gibt es auch nichts mehr zu vergeben.

Das ist wirklich eine kleine Ballade. Ob du sie nach dieser Interpreation weiterführen möchtest, kann ich nicht entscheiden. Ich finde, es hat auch seine Reize, wenn einiges im Ungewissen bleibt. So kann sich jeder selbst seine Gedanken darüber machen, um welche Vergehen es sich z. B. gehandelt hat. Auch glaube ich nicht, dass noch weitere Zustandsbeschreibungen des Hauses von Nöten sind. Allerdings wäre eine Ausschmückung der magischen Geschehnisse eine schöne Möglichkeit. Doch dann ist es wieder zu schwerlastig für die Denkerklause.
Mach, was du gerne möchtest.

Allerdings kommst du ohne Mecker nicht weg.

Lies dir bitte mal Strophe drei, Zeile vier und fünf durch, wenn ich sie dir prosaisch präsentiere:

Er denkt daran, wie er dereinst gekniet, Vergebung zu erlangen und erflehn.

Hm, wie soll ich es sagen? Es ist nicht wirklich schön, oder?

Lies das mal metrisch:

Er denkt daran, wie er dereinst gekniet hat, um Vergebung sich dort zu erflehn.

xXxX,xXxXxXx,xXxXxXxXx

Er denkt daran, wie er dereinst gekniet
hat, um Vergebung sich dort zu erflehn.

Das passt auch metrisch voll aufs Auge. Vielleicht gefällt es dir ja.

Dein Gedicht hat mich sehr angeregt darüber nachzudenken und konnte mir gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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