Thema: Flash back
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Alt 22.11.2020, 17:52   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Lieber Rocco,

ich halte meinen Text nicht für besonders toll, aber er verdient es schon, dass man sein Anliegen ernst nimmt.

Wenn dich jemand wegen Zigeunerschnitzel oder Mohrenkopf Nazi nennt, ist das in der Tat bekoppt. "Nazi" wird zu oft als Totschlagargument benutzt. Andererseits ist auch deine Behauptung, dass "Vergleiche mit dem dritten Reich hinken" und " Völkermord verharmlosen", weil ein derartiges Argumen eine in wirkliche Diskussion und Nachdenken unterdrücken. Natürlich ist jeder Vergleich ein VERgleich und das Original etwas hostorisch einmaliges.

Ich denke, jeder, der ernsthaft zu verstehen versucht hat, wie es zur Nazidiktatur kommen konnte und wie sie funktioniert hat, dem stehen bei gewissen Äußerungen von Politikern die Haare zu Berge.

Denunziantentum ist eine Geisteshaltung, bei der es gar nicht darauf ankommt was Wahrheit ist, und insbesondere nicht darum, ob die anzuzeigenden Vorschriften sinnvoll, logisch, richtig oder falsch sind. Und gerade das ist das verheerende, was Politiker wie Söder und Weil mit ihren Aufrufen bewirken, die so verstanden werden, obwohl sie so geschickt formuliert sind, dass sie juristisch nicht angreifbar sind.

Ich bin sehr schockiert darüber, dass es in den letzten Monaten die Todesangst möglich machte, unsere mühsam erworben demokratischen Strukturen über den Haufen zu werfen und nur noch die Exekutive durch Verordnungen bestimmt, die nicht einmal begründete werden müssen, denn wer Bedenken anmeldet wird einfach ausgeschaltet.

Dass wir deswegen nicht 80 Jahre zurückgesprungen sind ist klar, das ist die Satire des Textes, aber einen Anstoß zum Nachdenken über diese Frage sollte nicht mit Totschlagargumenten über a la "Verharmlosung von Völkermord" unmöglich gemacht werden.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Die ernsthafte Beschäftigung damit, wer hier im Lande Hysterie befeuert, wird sicherlich nicht meinen Text als ursächlich finden.
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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