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Alt 07.03.2017, 00:46   #4
Jongleur
Hallig-Dichter
 
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Lieber Felix,

Wer fordert denn, dass Poesie eine lückenlose Bildbeschreibung sein soll? Diese Forderung wäre sowieso unerfüllbar, weil die detaillierte Wahrnehmung von individuellen Vorlieben und Ängsten gesteuert werden.

Ich beispielsweise würde, wollte ich sie beeindrucken, wahrscheinlich vor allem die Beine einer bestimmten Frau preisen, welche diese mit kaum überbietbarer Rafinesse zur Schau stellt. Ich würde vermutlich ein entsprechendes Feuerwerk über viele Verse abbrennen wollen. Ja und? Welchen Lehrsatz würde ich damit verletzen? ;-)

"Verdichten" ist so vielfältig interpretierbar. Das kann semantische oder syntaktische Auslassungen meinen, gewagte Gedankensprünge, Metaphrik, Metonymie u.v.m.

Auch Opulenz kann zum wunderbaren Stilmittel werden. Satirisch wie romantisch.

Ich sehe das so: der Inhalt eines Gedichtes baut einerseits beim Autor Spannungen ab und verfolgt andererseits das Ziel, ein Publikum oder jemand Konkretes mehr oder weniger bewußt zu beeinflussen: werbend oder entwertend. Und derartige individuelle Schreibmotive bestimmen mMn am ehesten die Wahl der Details.

Lg

Geändert von Jongleur (07.03.2017 um 01:06 Uhr)
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