Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.12.2011, 13:41   #8
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Lieber Thomas,

ein sehr interessantes Epigramm, das du hier verfasst hast. Besonders gelungen finde ich den Bezug von "Deutungen" zu "Bedeutung", das gefällt mir sehr gut, aber auch das "wortreiche Dunkel".
Allerdings ist ein kleiner Betonungsfehler darin - "Amöbengleich" betont sich xXxX. Es wäre aber leicht zu korrigieren, dafür müsste nichts geändert, nur ein wenig "umgestellt" werden:

Gleich den Amöben fließen die Texte in wortreichem Dunkel. - XxxXxXxxXxxXxxXx
Lassen sie Deutungen zu, ist die Bedeutung gering. - XxxXxxXXxxXxxX



Jetzt hast du mich allerdings auch "angeregt", mir fiel auch eines ein:

Wortschöpfungen

Waren es Worte, die einstmals den ersten Dichter erschufen?
War es ein Dichter, der einst erstmals die Worte erschuf?

Liebe Grüße

Stimme

-------------------------------------------------------------

Häppchen Nummer 4 :


51. An die Herren N. O. P.

Euch bedaur' ich am meisten, ihr wähltet gerne das Gute,
Aber euch hat die Natur gänzlich das Urteil versagt.

52. Der Kommissarius des Jüngsten Gerichts.

Nach Kalabrien reist er, das Arsenal zu besehen,
Wo man die Artillerie gießt zu dem Jüngsten Gericht.

53. Kant und seine Ausleger.

Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung
Setzt! Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu thun.

54. J—b.

Steil wohl ist er, der Weg zur Wahrheit, und schlüpfrig zu steigen,
Aber wir legen ihn doch nicht gern auf Eseln zurück.

55. Die Stockblinden.

Blinde, weiß ich wohl, fühlen und Taube sehen viel schärfer,
Aber mit welchem Organ philosophiert denn das Volk?

56. Analytiker.

Ist denn die Wahrheit ein Zwiebel, von dem man die Häute nur abschält?
Was ihr hinein nicht gelegt, ziehet ihr nimmer heraus.

57. Der Geist und der Buchstabe.

Lange kann man mit Marken, mit Rechenpfennigen zahlen,
Endlich, es hilft nichts, ihr Herrn, muß man den Beutel doch ziehn.

58. Wissenschaftliches Genie.


Wird der Poet nur geboren? Der Philosoph wird's nicht minder,
Alle Wahrheit zuletzt wird nur gebildet, geschaut.

59. Die bornierten Köpfe.

Etwas nützet ihr doch, die Vernunft vergißt des Verstandes
Schranken so gern, und die stellet ihr redlich uns dar.

60. Bedientenpflicht.

Rein zuerst sei das Haus, in welchem die Königin einzieht,
Frisch denn, die Stuben gefegt! dafür, ihr Herrn, seid ihr da.

61. Ungebühr.

Aber, erscheint sie selbst, hinaus vor die Thüre, Gesinde!
Auf den Sessel der Frau pflanze die Magd sich nicht hin.

62. Wissenschaft.

Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt.

63. An Kant.

Vornehm nennst du den Ton der neuen Propheten? Ganz richtig,
Vornehm philosophiert heißt wie Rotüre gedacht.

64. Der kurzweilige Philosoph.

Eine spaßhafte Weisheit doziert hier ein lustiger Doktor
Bloß dem Namen nach Ernst, und in dem lustigsten Saal.

65. Verfehlter Beruf.

Schade, daß ein Talent hier auf dem Katheder verhallet,
Das auf höherm Gerüst hätte zu glänzen verdient.
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (12.12.2011 um 13:54 Uhr)
Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten