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Alt 16.06.2016, 06:53   #9
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
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Lieber Walther,
Ich war richtig enttäuscht, als als du schriebst, das sollten Amphibrachys sein, ich fand gerade die freie Bewegung spannend, wogegen man dem Werk, um es in einem amphibrachischen Korsett zu lesen, an einigen Stellen für mein Gefühl viel Gewalt antun müsste.

Darf ich einmal schnell iXen, so nach meinem Empfinden einfach, weil ich gespannt bin, wie du das siehtst (ich bin deshalb neugierig, weil ich mich in letzter Zeit viel mit Hexa & Co beschäftigt habe).

Mir sind meine Haare in Wolken gefangen:
XxXxXx/xXxxXx - Wobei der Vers irgendwie patschert klingt - bewusst? mir - meine, hm? Man könnte zwar auch auf sind betonen, aber auf ein Hilfverb, hm, ich weiß nicht recht (?).

Es perlt feucht der Tau ganz wie mein Verlangen.
xX/XxX/XxXx eher aber: xxXxX/XxXxXx - das wär eine schöne Aufwärts-Abwärtsbewegung (?) - "feucht" bringt man hier nicht wirklich in die Senkung; in diesem Vers, fehlte am Ende auch sowieso eine Senkung für einen Amphi. Also man hat mir jedenfalls gepredigt, (was man hier sehr deutlich hört, wenn man laut liest), dass man solche stark akzentuierten Worte jedenfalls nicht für eine Doppelsenkung, jedenfalls nicht neben einem so deutlichen Senkungen, wie "der" verwenden sollte.

Ich halte den Nebelflausch um mich noch fester.
xXxxXxX/xXxXx - "flausch" lässt sich hier nicht wirklich in die Senkung zwingen, dazu ist das folgende "um" zu schwach (?)

Die Nachtigall baut in den Haaren schon Nester.
xXxxX/xxXxxXx - eigentlich:Nachtigall also natürlicher klingt es fast so: xXxX/XxxXxxXx (?) - irgendwie mache ich nach -gall eine Pause und bleibe dann "oben"

Ich schmecke an Rosen, den roten, den losen,
xXxxXx/xXx/xXx - schmecke find ich lustig, sagt man bei uns auch zu "riechen"
Und wenn auch die Wetter um mich lauthals tosen,
xXxxXx/xXxx(XX)Xx - das ist klanglich ein sehr interessanter Vers " um mich lauthals toben", das lauthals bleibt "schwebend" passt für mein Gefühl hervorragend zu dieser dramturgischen Steigerung.

Will ich ihre Blüten mit Lippen liebkosen
xXxxXx/xXxXxx - hier bin ich mir nicht sicher, irgendwie betone ich eher "lieb" obwohl "kos" natürlich auch geht.
Und banne den Blitz zu Pandoren in Dosen.
xXxxX/xxXxxXx - tolles Bild!

So spinn ich die Fäden und schließe die Läden
xXxxXx/xXxxXx - "So spinne ich Fäden und .. ; na ja, das würde vielleicht wegen des gleich gebauten nächsten Verses zu sehr leiern?
Der Fenster des Zimmers, dass Wüten und Schäden
xXxxXx/xXxxXx
Im Draußen geschehen - doch du bist gegangen,
xXxxXx/xXxxXx
Und ich blieb in Wolken und Nebeln gefangen.
xxX/xXxxXxxXx oder: xX/X/xXxxXxxXx
- eine sehr orginelle Strophe - ein Einpuppen (?)

Sehr gerne gelesen und betonungsmäßig gegrübelt! Insgesamt, finde ich eben gerade wegen der "Unregelmäßigkeiten" gut, im reinen Amphy würde wohl ziemlich leiern, so wie eben die paar reinen Amphi-Verse, die deutlich durch Zäsuren zweigeteilt und sehr ähnlich gebaut sind; aber an vielen Stellen, liest man es einfach zweifüßig, weil die Senkungen zu undeutlich sind. Inhaltlich originell und ein bisschen augenzwinkernd, oder? Auch lustig: die Binnenreime Fäden-Läden, Rose-losen.

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (16.06.2016 um 16:22 Uhr)
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