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Alt 19.05.2012, 07:56   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hi erich,

ja - ich hab mir dieses bild wo "ausgeliehen".
auf ehre und gewissen: ich hab erst meinen text geschrieben , bevor ich deinen las. war aber doch sehr erstaunt, wie viel parallellität sich da entwickelt hat!

klar interpretiert jeder ein bild anders, nach seiner eigenen sichtweise und seinem eigenen standpunkt.

Zitat:
Ich ging ebenfalls von einer harten Kindheit aus, allerdings eingedenk der Tatsache, dass damals große Teile der Bevölkerung arm waren und sehr viele Kinder so herumliefen. Barfuß und Lumpen - das war an sich nichts Besonderes.
na ja -aber nur weil es damals viele betroffen hat, muss das ja für den einzelnen nicht unbedingt angenehmer gewesen sein.
dass irgendwie die mutter fehlt ( kann ja auch aus not sein, also gar nicht schuldhaft) schloss ich aus dem mitgeschleppten hündchen. kinder, die sich einsam fühlen, schleppen oft ihr kuscheltier mit sich, nach überallhin! ich seh sowas häufig.

die "steingeschändeten" füße sind möglicherweise ganz und gar auf meinem eigenen mist gewachsen - mir tun die meinen seit tagen weh - mit und ohne schuhe! ( das ist wohl die "rache" der großstadt: da laufen die leute ein leben lang auf asphalt und in zu engen schuhe rum - und in vorgerückten jahren haben sie dann plattfüße! )

so gesehen ist unsere kleine ja geradezu "gesund" unterwegs - wird aber bei schlechtem wetter und minusgraden trotzdem nicht so angenehm gewesen sein. dass schuhe früher mangelware waren , davon hat mir noch meine großmutter berichtet: als junges mädel musste sie sich ein paar (!) mit ihrer schwester teilen - und nur, wer gerade die schuhe hatte, konnte auch am samstag abend zum tanz gehen......

mit diesem background hab ich gar nichts madonenhaftes an dem nackten fuß erkennen können, auch nichts verträumtes, verklärtes. in meiner familienhistorie gibt es da ganz andere, unromantische geschichten: großfamilie mit 11 kindern, davon stirbt die hälfte an krankheit und unterernährung noch vor dem 10. lebensjahr,
die eltern sterben etwa mitte vierzig an diversen mangelkrankheiten- die verbliebenen kinder sind vollwaisen. die über vierzehnjährigen gehen in dienst und verdingen sich, die kleineren kommen in diversen pflegeeinrichtungen....
an diese schutzlosigkeit hat mich der nackte fuß erinnert.

kinderarbeit bedeutet leid - und es gibt leider noch genug davon, auch heutzutage. (so romantisch -verklärend kann der "olle gainsborough" gar nicht malen, dass ich das nicht sofort im hinterkopf hätte....)

wie man sieht: standpunkte erzeugen blickwinkel!
(und dass ich jetzt mal in der interpretation düsterer war als du, das erheitert mich sogar.)

liebe grüße, vielen dank fürs hineinschnuppern,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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