Thema: Am Lagerfeuer
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Alt 04.06.2009, 20:12   #54
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Lieber Ibiado,
bist du noch hier?
Mit Dostojewskis "Idiot" tat ich mich auch schwer. (lange her)
Bei Büchern bin ich sehr penibel - ich mag sie nicht ablegen und so quälte ich mich über ein Drittel und dann konnte ich nicht mehr aufhören.

Dein Studentengefasel hat mir sehr gefallen. Muss ich mir merken.

Zur Seele noch einmal.
Man spricht von der slawischen Seele und der russischen Seele.
Ich bin jetzt unsicher, ob man irgendwo von der deutschen, französichen oder überhaupt anderen Seelen spricht. Das soll doch nicht etwa bedeuten, dass die anderen keine haben?
Eigentlich dürfte eine Seele an kein Land oder Volk gebunden sein.

Ich habe mich jedoch entschieden, die slawische Seele zu lieben und damit auch die russische. Vielleicht ist es die Schwermut, die mit ihr in der Literatur einhergeht.

Auch jetzt bei "Väter und Söhne" - merke ich, wie ich darin abtauche. Es ist weniger der Inhalt an sich. Einzelne Augenblicke, auch die ohne Worte sind von einer mir geliebten Tiefe und Melancholie.
Ein kleines Beispiel: "..... Indem sie diese vor Paul niederstellte, schien sie ganz aus der Fassung, und die feine durchsichtige Haut ihres Antlitzes färbte sich mit einem lebhaften Rot. Sie schlug die Augen nieder und blieb nahe dem Tisch stehen, auf den sie sich mit den Fingerspitzen stützte. Sie sah aus, wie wenn sie sich über ihr Kommen Vorwürfe mache und doch zugleich fühle, dass sie nicht ohne ein Recht dazu gekommen sei."

Ach, einfach schön. Da wird nicht direkt von Verlegenheit oder gar Scham gesprochen, sondern anders und dann die "Zugabe", es sei ihr Recht.
Ich mag es.

Ich erinnere aus der Kinderzeit, dass z.B. Abende am Lagerfeuer nicht ein Bild von spielenden, tobenden Kindern hergaben, sondern kauernde, sitzende Kinder. Jedes sprach seine Träume aus, was sein wird, wenn es groß würde, usw. Jedes wollte hinaus, weit hinaus aber alles, um einmal zurück zu kehren und andere daran teil haben zu lassen, staunen zu lassen.

Sicher sind es ganz eigene Erinnerungen und heute mag es ganz anders sein.

Dieses "Onlinelagerfeuer" hat etwas von diesem Zauber. Es findet sich stets eine/einer ein und spricht.

Mir ist jetzt nach Stille - aber ich höre gern zu.
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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