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Alt 02.03.2009, 09:50   #16
Klatschmohn
MohnArt
 
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Sonntag

Gegen elf Uhr kamen beide Frauen ins Hotel. Man meldete sie an.
"Frau von Limpisch ist oben in ihrer Suite, sie bittet Sie beide, heraufzukommen. Zimmer 112. Den Aufzug finde Sie gleich um die Ecke." Die alte Dame erwartete sie an der Zimmertüre. Trixi, die auf einer Decke auf dem Sessel gelegen hatte kam angelaufen und wedelte mit dem Schwänzchen. Marie Gebhardt beugte sich herunter und streichelte das Hündchen. "Da hast du aber Glück, dass du dein Frauchen wieder gefunden hast." Frau von Limpisch bat sie herein.
Sie müssen entschuldigen, dass ich mich nicht eher gemeldet habe, die Ereignisse überschlagen sich. Das ist ein bisschen viel für eine alte Dame." Sie lächelte. "Sagen Sie mir, womit ich Ihnen eine Freude machen kann. Sie hatten so viel Aufregung und ich habe Ihnen so viel zu verdanken. Die beiden Frauen wehrten ab. "Nicht doch, es war zwar aufregend, aber auch eine Abwechselung. Hier passiert normalerweise nicht so viel." "Ihren Hunden habe ich auch zu danken. Was können wir denn für die tun, oder am besten für Sie alle zusammen. Haben Sie Lust sich ein bisschen zu erholen und Ferien zu machen? Ich kenne ein nettes Haus an der Ostsee. Da kann man mit den Hunden an den Strand. Eine eigene kleine Jugendstilvilla gehört zu dem Hotel, da kann man auch mit den Hunden kuren. Die haben sogar einen extra Physiotherapiebereich für Hunde. Wäre das was für Sie?" Die beiden Frauen sahen sich sprachlos an. "Sie können wirklich hellsehen", meinte Hilde. "Wir haben erst vor ein paar Tagen darüber gesprochen. Es war an dem Tag, an dem Trixi so gebellt hat vor dem Haus und wo uns so unheimlich wurde. "Also, dann ist es abgemacht. Da hat das Schicksal gesprochen. Sie klären ab wann Sie können und ich regele alles Weitere. Ich bestehe darauf, dass Sie das annehmen. Ich stehe nicht gerne in der Schuld von Anderen. Außerdem - ich will Ihnen wirklich eine Freude machen. Bitte schlagen Sie mir das nicht ab." "Ja, dann nehmen wir natürlich gerne an, so was wollte ich immer schon mal machen."
Man merkte Marie Gebhardt ihre Freude richtig an. Auch Hilde bedankte sich herzlich.
Später als sie wieder unten waren, könnten sie Ihre Freude kaum fassen. "Juchhu, wir fahren zum Wellness. Hilde tanzte um Marie herum, die ebenfalls ihr Glück nicht fassen konnte. Oben aus dem Fenster, hinter der geschlossenen Gardine, sah Luise von Limpisch den beiden nach und lächelte.

Jetzt hatte sie noch etwas anderes vor. Eine tiefe Unruhe hatte sie seit dem gestrigen Abend erfasst, nachdem sie die Frau im Krankenhaus wieder getroffen hatte. Spuren des beginnenden Alters waren bereits in deren Gesicht zu lesen. Das dunkle Haar war teilweise abrasiert, sodass die Wunde besser versorgt werden konnte. Die dunklen Augen hatten etwas in ihr angerührt und einen heftigen Schmerz in ihrem Inneren ausgelöst.
Sie hatte die Nacht nur schlecht geschlafen. Jedes Mal, wenn sie eingeschlafen war, wurde sie kurz darauf mit heftigem Herzklopfen wieder wach. Sie gab im Hotel Bescheid, dass sie erst am Nachmittag zurückkommen werde und fuhr nach Koblenz. Sie betrat das Krankenhaus mit einem Blumenstrauß, den sie allerdings abgeben musste. Auf der Intensivstation durften keine Blumen stehen. "Stellen Sie die Blumen doch in die Krankenhauskapelle", sagte sie zu der Schwester. Die nickte. "Aber bleiben Sie bitte nur kurz, die Patientin ist noch sehr geschwächt", ordnete diese an.
Zögernd trat sie an das Bett der Frau. Sie nahm die schlaffe weiße Hand mit dem auffälligen Muttermal und streichelte sie. Die Frau öffnete die Augen und schloss sie wieder. Ein Lächeln ging über das Gesicht. Frau von Limpisch merkte, wie sich ihr Hals zuzog, ihre Augen standen voll Tränen. Sie wusste nicht, wie lange sie an dem Bett stand. Die Zeit schien sich zur Ewigkeit zu dehnen.
Eine Schwester kam herein, machte sich an den Geräten zu schaffen und blickte von der Kranken auf sie, dann wieder auf die Patientin. Sie nickte leicht. "Sind Sie mit Frau Schneider verwandt?" fragte sie. Luise von Limpisch starrte sie nur an. Eilig nahm sie ihren Mantel und ihre Tasche. An der Türe drehte sie sich noch einmal um. "Morgen komme ich wieder."

Fortsetzung folgt
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Geändert von Klatschmohn (02.03.2009 um 09:52 Uhr)
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