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Alt 21.03.2018, 13:26   #6
Sufnus
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Dass unsere Interpretationen Deines Gedichtes doch einigermaßen auseinanderklaffen (wenn auch mit Überschneidungen) ist famos, lieber Mall! (nicht ironisch gemeint!).

Ist ein schönes Beispiel für die immer wieder ergebnisoffen führbare Diskussion, wer bei einem Gedicht interpretationstechnisch eigentlich "das Sagen" hat.

Ich bin ja ein starker Befürworter großer interpretatorischer Freiheit, bei der dem Autor keine besonders herausgehobene "Expertenrolle" für sein eigenes Werk zugebilligt wird - damit meine ich jedoch nicht, dass jeder alles auslegen kann, wies grad beliebt... eine subjektive Annäherung an ein Gedicht sollte schon "mitteilbar" sein, also anderen verständlich gemacht werden können.

Wenn z.B. jemand Goethes Heideröslein für ein freundliches Gedicht über die Kunst des Flirtens hält und ein anderer darin die zynische Darstellung einer Vergewaltigung erkennt, sind das beides begründbare und diskutable Standpunkte. Aus dem Heideröslein aber meinethalben einen Kommentar zur Machbarkeit einer bemannten Marsmission abzuleiten, würde den Bereich zulässiger interpretatorischer Freiheiten wohl doch verlassen...

Zurück zu Deinem Gedicht: Ich würde für mich bei dem Standpunkt bleiben, hier ein als Naturgedicht getarntes Memento-mori herauslesen - aber das meint natürlich keinesfalls, dass ich damit etwa sagte: "hier irrte der Autor... !"
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