Thema: Beim Wegkreuz
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Alt 17.02.2011, 15:50   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beim Wegkreuz an der Leite,
dort, wo der Hang sich neigt,
beschattet in der Breite
des Weges, weit verzweigt,

ein Ahornbaum die Stelle,
die zum Gedächtnis mahnt.
Nur ab und zu dringt Helle
durchs Blätterdach. Dann ahnt Das schreibt man so!

der Wandrer, dass ein Flehen
einst hier zum Himmel rief: Tippfehler!
"Lass, Herr, nicht ungesehen
mich hier in Nöten tief Diese Wortwiederholung von "hier" ist immer noch besseres Deutsch als deine Version.

verzweifeln, ohne Hoffen!
Ich rufe doch zu dir!
Den Himmel halte offen!
Ich pflanz ein Bäumchen hier,

als Zeichen meiner Treue. Eine Leerstelle zuviel nach "Zeichen".
So sag ich Lob und Dank
Dir jeden Tag aufs Neue,
ab heut ein Leben lang!

Mag mich die Welt verfluchen -
was weiß sie schon von mir?
Ich geh, muss Heimat suchen -
mein Herz jedoch bleibt hier!"

Beim Wegkreuz an der Leite,
dort, wo der Hang sich neigt,
da geht der Blick ins Weite,
und wer ihm folgt, der schweigt.


Ach, das ist ein schönes Gedicht, so beschwingt im Stil und dabei doch schweren Inhalts, voller Gemüt. Im "alten" Stil - Eichendorff schau owa! - der Romantiker oder sogar noch früher!
Ein echtes "Wandergedicht", das erkennt man schon am Rhythmus!
Sehr gelungen, das!
Gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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