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Alt 07.09.2013, 18:20   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ein wunderschönes Sonett (und so wahr) für den ersten schönen (Frühlings)Tag.

Im ersten Quartett sieht man noch den Winter, wie er versucht, sich mit den eisigen Klauen an den Nordhängen der Berge festzukrallen, doch im zweiten zeigen sich schon die Boten des Südens, um mit dem Sonnenlicht eine erste Ahnung wie ein leises Versprechen auf den baldigen Sommer zu vermitteln.

Was liegt da näher, als frohen Mutes die bevorstehende helle und bunte Jahreszeit zu begrüßen und keinen Blick mehr nach hinten zu werfen?
So sagt es uns das erste Terzett, also summa summarum eine schöne Aussicht.

Wenn da nicht noch der Haken in der Conclusio des zweiten Terzettes zu finden wäre.
Das Alte holt einen immer wieder ein und sei es nur in Form der eigenen Erinnerungen.
Traurigkeit und Melancholie lassen sich in Wirklichkeit nie ganz abstreifen.
Und wenn sie wieder zupacken, dann geschieht dies wenigstens abseits des ollen Wintermuffs in angenehmeren klimatischen Bedingungen.

Wie wahr, wie wahr, wenn ich mich auch des Eindrucks eines leicht spöttischen Zynismus', der dort unterschwellig mitklingt, nicht erwehren kann.

Aber so ist das Leben eben, nicht wahr?

Ich habe ja auch erst zum ersten schönen Tag zurück geschaut, nachdem sich langsam der letzte schöne Tag schon wieder nähert.
Das ist die Ironie des Schicksals.


Sehr gerne gelesen und kommentiert. Ein inhaltlich lupenreines Sonett, auch formal, in dem die engen vorgegebenen Regeln streng eingehalten wurden.

Die beiden Terzette könntest du meinetwegen durch einen Punkt trennen.

Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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