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Alt 04.09.2011, 20:43   #12
Stimme der Zeit
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Hallo, Faldi,

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Zitat von Stimme der Zeit:
Die Anmaßung des Menschen ist grenzenlos und lächerlich. Schließlich gelingt es der Vernunft bis heute nicht, ihm die Vorstellung der Vormachtsstellung auszureden - der Mensch war, ist und bleibt für den Menschen das alleinig bedeutsame Maß aller Dinge. Selbst die Philosphie neigt zur Behauptung, alles hätte keine Bedeutung, gäbe es nicht den Menschen als Betrachter.
Zitat von Falderwald:
Das ist auch so, weil nur der Mensch dem allen eine Bedeutung zumisst.
Nur durch die Fähigkeit der Abstraktion projizieren wir ein Bild auf diese Welt.
Wären wir nicht da, so würde alles einfach nur existieren und niemand würde nach einem Sinn für das alles fragen.
Ich glaube, in dieser Hinsicht sind wir verschiedener Meinung. Ich messe unserem Dasein einfach keine so ultimative Bedeutung zu. Wir sind ein Teil aller Existenz, aber unsere Existenz bedingt diese nicht ...

Woher weißt du denn mit Sicherheit, dass niemand da ist bzw. niemand anderes fragt? Warst du schon einmal außerhalb unserer "Existenzebene"? Ist es unabdingbar gegeben, dass etwas, das wir nicht wahrnehmen können ganz automatisch uns auch nicht wahrnehmen kann?

Ich behaupte nicht, ich hätte recht, aber ich sage auch nicht, ich hätte unrecht. So lange es keinen Beweis gibt, ob nun "dafür" oder "dagegen", besitzen beide Möglichkeiten ihre Berechtigung, stimmt's?

Zitat:
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Zitat von Stimme der Zeit:
Und vergisst dabei: Wer sagt, dass wir die Einzigen sind, die sich eine Vorstellung machen können, die "Bedeutung" hat? Ja, eben - wir selbst sagen das! So etwas nenne ich ein "Ouroboros-Phänomen", da beißt sich das "Selbstbild" selbst in den Schwanz ...
Zitat von Falderwald:
Wer sagt eigentlich, daß wir nicht die Einzigen sind?
Zugegebenermaßen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß es auch noch andere "intelligente" Lebewesen gibt, denn alleine in unserer Galaxie soll es über 20.000 Planeten geben, die in der habitablen Zone ihr Zentralgestirn umkreisen und somit erdähnliche Bedingungen aufweisen könnten.
Nur leider (vielleicht auch glücklicherweise) existieren noch keine wissenschaftlichen Beweise für intelligentes, extraterrestrisches Leben, so daß wir bislang für unsere Erfahrung die einzige Spezies mit den entsprechenden Fähigkeiten sind.
Bis zu einem Kontakt bleiben also diese Extraterrestrier rein spekulativ.
Natürlich ist alles rein spekulativ, aber ich begrenze meine Gedanken darüber nicht auf das, was du Extraterrestrier nennst. Was ist mit der theoretischen Möglichkeit multidimensionaler Existenzen? Wenn, sagen wir, etwas auf sechsdimensionaler Ebene "lebt", könnte es uns ohne weiteres wahrnehmen - aber wir es nicht. Ja, das ist Theorie, absolut - aber ist es unmöglich? Und ist es falsch, zu spekulieren oder über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten nachzudenken?

Der Physiker, mit dem ich mich einmal unterhielt (wie du ja weißt), sagte zu mir: "Im Gegensatz zu einem Mathematiker muss jeder Physiker zunächst einmal "geistige Höhenflüge" machen, die wildesten Theorien aufstellen, bevor er das Ganze in eine logische bzw. nachvollziehbare Form bringen kann, oder ggf. auch nicht, was häufiger der Fall ist, als allgemein gedacht wird. Es werden viel mehr Theorien verworfen als neues Wissen gewonnen. Dann erst wird daraus eine Erkenntnis, eine "Formel". Also muss jeder Physiker, zumindestens ein wenig, auch ein "Spinner" sein. Ein Physiker sagt sich: Wenn ich dies oder das tue, müsste oder könnte dies oder das passieren. Also probiert er es einfach aus. Jedem Mathematiker sträuben sich bei dieser Vorgehensweise die Haare - denn er würde genau umgekehrt vorgehen."

Also, ich für meinen Teil liebe es sehr, zu spekulieren und in Gedanken mit allem Möglichen und Unmöglichen "herumzuspielen", auch wenn ich keine Physikerin bin. Es macht mir einfach unglaublichen Spaß, das "Was wäre, wenn ...". Und ich kann "spielen", unbegrenzt, weil ich keine Möglichkeit nur aufgrund von "Kann man nicht wissen" ausschließe. Versteh das jetzt bitte richtig: Du hast recht - aber ich auch, und wir beide nicht.

Zitat:
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Zitat von Stimme der Zeit:
Denn Fakt ist: Da wir nichts wahrnehmen können, was außerhalb unserer Wahrnehmung liegt, leugnen wir die Existenz von etwas Möglichem, sogar sehr Wahrscheinlichem.
Zitat von Falderwald:
Was bleibt uns denn anderes übrig, wenn wir uns nicht in Spekulationen (s.o.) verlieren wollen?
Eine Möglichkeit bleibt immer nur das, was sie auch ist, nämlich eine Möglichkeit von unendlich vielen. Damit alleine wird diese eine aber noch lange nicht zu einer Tatsache.
Jede gutdurchdachte, aber nicht bewiesene Möglichkeit, kann zu einer Wahrscheinlichkeit werden, was aber nichts anderes besagt, als daß diese nur den Schein einer Wahrheit trägt, was uns aber nicht reichen kann.
Was wir mit unseren Sinnen nicht erfassen können, existiert solange definitiv nicht, bis wir in irgendeiner Weise damit in Kontakt getreten sind.
Solange bleibt es bei einer Idee, einer Vorstellung, also einer Möglichkeit, die nur in unseren Hirnen existiert und nirgends sonst.
Was darüber hinausgeht kann nur zu einem Ideal und letztendlich zu einem Dogma führen. Und von einem solchen auf die reale Welt zu schließen, wäre ein Trugschluss und damit fatal, weil wir nicht weiter kommen, wenn wir nur von angenommenen Prämissen ausgehen.
Darin bin ich anderer Ansicht. Es existiert - und es existiert nicht, da beides möglich ist. Faldi, du missverstehst mich, denn ich rede tatsächlich spektulativ, ich erachte meine "Gedankenspiele" nicht als empirische Tatsachen. Aber ich schließe auch nichts von vorneherein aus, nur weil es noch nicht als empirische Tatsache belegt ist - das war die spezielle Relativitätstheorie auch nicht, bevor Einstein sie nicht in eine mathematische Formel "packte". Aber sie war zuvor, wenn auch noch nicht verifiziert, bereits "in seinem Kopf". Existierte sie also deshalb nicht? Jede Erkenntnis, die wir heute als "empirisch bewiesen" betrachten, war ursprünglich immer eine "Spinnerei", so fängt es immer an.

Mir ermöglicht diese "geistige Freiheit" das Gegenteil von dem, was du als geistiges "Ideal oder Dogma" bezeichnest. Ich lasse einfach meinen Gedanken "spielerisch" freien Lauf, und schaue, was dabei "herauskommt". Ist das falsch? Und, vor allen Dingen: Ist ein Beharren auf die alleinige Existenz "empirischer Beweisbarkeit" und der Ablehnung jeder Form spekulativen Denkens nicht ebenfalls ein "Dogma"?

Jeder Wissenschaftler geht zunächst von Annahmen aus, und versucht dann, sie zu beweisen. Was einmal gelingt und ein andermal nicht ...

Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit:
Die Physik geht mittlerweile davon aus, dass wir nur einen winzig kleinen "Ausschnitt" wahrnehmen, folglich liegt die "Hauptmenge" außerhalb.
Zitat:
Zitat von Falderwald:
Wir nehmen das wahr, was wir mit Hilfe unserer Sinne und der Technik, die diese verstärkt, erfahren. Daß da noch mehr sein muss, haben wir schon an anderer Stelle erörtert und nachgewiesen. Was das aber ist, bleibt rein spekulativ und wird mir Hilfe der Physik niemals entschlüsselt werden können, denn "die Realwissenschaften bleiben bei den Verhältnissen der Erscheinungen stehen" (Schopenhauer).
Das heißt also, wir wissen nur um die Wirkungen jener Erscheinungen, können aber weder bestimmen, woher sie kommen, noch aus was sie sind, bzw. was sie sind (z.B. Magnetismus, Elektrizität, Gravitation usw.).
*Seufz* Schopenhauer, ja. Aber zu seiner Zeit gab es die heutigen Erkenntnisse der Quantenphysik noch nicht. Er starb 1860. Ergo: Er hat recht - für den kleinen Abschnitt, der den "Realwissenschaften" unterworfen ist. Seither ist die Wissenschaft aber den ersten Schritt darüber hinausgegangen, und hat festgestellt: Da ist noch viel, viel mehr ...

Bevor wir die technologischen Möglichkeiten entwickelten, konnten wir Menschen ultraviolettes oder infrarotes Licht nicht "sehen". Bienen aber schon. Gibt es also ultraviolettes Licht demnach nur "wirklich", seit wir es für uns "sichtbar" machen können? Für mich ist der Begriff "niemals" ein Dogma. Was heute "normal" ist, war gestern noch "Zauberei", und was heute "Zauberei" (bzw. "unmöglich") ist, kann morgen schon "normal" sein. Die "Grenzen" liegen im Denken des "Augenblicks" ...

Jede Entdeckung, jede Erfindung und jede Form von Wissen hat als spekulative Möglichkeit begonnen.

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Nein, ich glaube kaum, daß (aufgeklärte) Menschen Angst davor haben, nicht mehr die Einzigen zu sein. Wenn es Wesen gäbe, die uns ähnlich sind, dann müssten wir wohl auch annehmen, daß diese menschliche Eigenschaften besitzen. Und davor sollte uns Angst und bange sein.
Jetzt frage ich noch, wo denn der Mittelpunkt des Universums eigentlich zu finden ist, wenn nicht in mir selbst?
Ich bin ich, ich bin in mir selbst und alles andere, was außerhalb von mir existiert, dreht sich um mich.
Zwar nicht immer nach Wunsch , doch es läuft um mich herum ab...
Ich sagte nicht, sie müssten uns "ähnlich" sein. Sie können sogar in einer für uns geistig überhaupt nicht "begreifbaren" Form existieren. "Aliens" - davon sprach ich gar nicht.

Wo ist der "Mittelpunkt des Universums"? Ich denke, rein spekulativ: In sich selbst. Dafür braucht es uns gar nicht. Wir sind, als Spezies und als Individuen, beziehen wir uns nur auf uns selbst, gar nichts. Aber: Als Teil von "Allem" sind wir unersetzlich, und sehr wichtig, denn etwas "Ganzes" ist nicht mehr "ganz", wenn auch nur der kleinste Teil davon fehlt. Es ist eine Frage der "Perspektive", denn das heißt nicht, dass ich dem Menschen und der Menschheit keinen Wert oder keine Bedeutung zumessen würde. Im Gegenteil! Ich sehe das nur aus einem anderen Blickwinkel heraus.

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Zwar nicht immer nach Wunsch ,
Das kommt mir so bekannt vor ...

Zitat:
Zitat von Falderwald:
So, wie immer, kurz und bündig, aber dennoch herzlich...
Dito!

Ganz liebe, spekulative und wirkliche Grüße

Stimme


Liebe Dana, die Antwort auf deinen Diskussionsbeitrag kommt morgen. Heute ist es zu spät, aber du bist nicht "vergessen".
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