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Alt 04.01.2015, 20:17   #4
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hallo Nachteule,

ich würde sagen, Dein Werk kommt dem germanischen Urmuster des Stabreimverses von allen unseren Werken am nächsten. Du verstehst es zum einen, die freien Füllungsmöglichkeiten gut zu nutzen und erreichst damit einen Erzählstil nah an der Prosa, der prima zum verarbeiteten Stoff passt. Andererseits schaffst Du es, durch geschickte Verschachtelungen starke Zäsuren zu erzeugen, fast ausschließlich Satzzeichenzäsuren, die den Versen wiederum eine feste Struktur geben. Das gefällt mir!

Die Stabtechnik hat Faldi ja bereits untersucht, und auch ich finde sie gelungen. Für mich gibt es nur noch Kleinigkeiten anzumerken.


Zitat:
Unser König, "der Kluge" genannt,
Saß auf dem Throne, sinnierte versonnen,
"sinnierte versonnen" ist sprachlich doppelt gemoppelt und wirkt in der Kombination recht komisch, was vermutlich nicht beabsichtigt war? Falls doch, passt es, dann will ich nichts gesagt haben. Lais Kritik zur Kleinschreibung des Artikels in "der Kluge" kann ich mich nur bedingt anschließen, denn ich vermute, hier ist die Verkürzung eines Herrschertitels von der Form "Karl der Kluge" gemeint? In diesem Fall würde ich den Artikel jedenfalls wie Du kleinschreiben.


Zitat:
In lodernden Flammen, aus Feuerbällen,
Wenn es sich um ein Endreimgedicht handelte, würde ich die Kommas auch streichen. Hier sind sie allerdings ein Stilmittel, das sich konsequent durch den Text zieht und zusätzlich eine dem Erzählstil angemessenes Verzögerungsmoment liefert. Ich würde den Kommaeinschub so lassen, zumal er ja auch nicht direkt falsch ist. Das gleiche gilt für diesen von Lai bemängelten Vers:


Zitat:
waren die Seelen, die Verwandten weinten
Dieses "Flickwerk" ist ja hier (m.E. gelungenes!) Programm. Ansonsten schließe ich mich Lai bzgl. der gefundenen Erdnüsse an.

Dann wär da noch eine Sache, die ich schade finde:


Zitat:
Die Ihr vermisst. Ich erhoffe
Hier stabst Du auf die beiden Personalpronomen, die sowieso ein bisschen schwach für eine Hebung sind, in diesem Vers leider wesentlich schwächer als die beiden Verbendungen "misst" und "hoffe". Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber auch nicht optimal gelöst.

Am Ende kapiere ich die Handlung leider nicht ganz. Wer verbrennt denn jetzt? Satan oder der Jüngling? Auch über die geopferten Seelen hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Sonst fand ich Deine Stabreimverse bestens gelungen und habe mich gerne damit beschäftigt.


Liebe Grüße
Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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