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Alt 15.01.2017, 07:19   #12
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

du weißt um meine Einstellung zur Religion, deshalb bin auch ich ganz sicherlich kein Unterstützer oder Freund des Islam, ich romantisiere hier auch gar nichts, ganz im Gegenteil gibt es genug Gründe für konkrete und sachliche Kritik an dieser Religion, wir müssen uns kritisch damit auseinandersetzen, das ist gar keine Frage.

Aber das, was du hier mit "Verbissenheit" umschreibst, empfinde ich als puren Hass, vorgetragen mit einer unglaublichen Leidenschaft, die mir Angst machen will und die alles in den Schatten stellt, was mir bisher zu diesem Thema widerfahren ist.

Und das im eigenen Forum, das wir mit Liebe, Dichterleidenschaft und besten Absichten einst gegründet haben.
Das ist auch der Grund, warum ich in dieser Diskussion jetzt energisch dagegen halte, denn dieses Forum wird, solange ich dafür verantwortlich bin, ganz sicherlich nicht zu einem Ort des Hasses verkommen, wo gezielt und unwidersprochen gegen eine abstrakte Gruppe von Menschen gehetzt werden darf.

Denn merke: Eine Religion ohne Menschen ist keine Religion.

Ein Mensch ohne Religion aber bleibt trotzdem ein Mensch (auch wenn der deutsche "Schriftsteller" Martin Mosebach, der sich selbst als Reaktionär bezeichnet, diejenigen, "die religiös unmusikalisch sind, in ihrer Vollausbildung als Menschen beeinträchtigt" bezeichnet).

Ich habe berufsbedingt immer wieder mit Muslimen zu tun. Zwar darf ich aufgrund der mir auferlegten Schweigepflicht nicht ins Detail gehen, aber vielleicht darf ich so viel sagen, dass jeder von ihnen selbstverständlich seine individuellen Eigenheiten hat (die auch in seinem Glauben begründet liegen mögen), aber ihr Menschsein immer an erster Stelle steht.
Es käme mir nie in den Sinn, einen muslimischen Schüler anders zu behandeln, als einen deutschen oder christlichen etc.

Und ich bin mir ganz sicher, dass viele von diesen Menschen, wenn wir ihnen nur die Möglichkeit geben an Bildung teilzuhaben, auch aufgeschlossen für "unsere Werte" sein werden, wenn sie erst die Vorteile einer freiheitlichen Gesellschaft erkannt haben.

Eine "freiheitliche Gesellschaft" aber, die ihnen mit Ablehnung, Verachtung und Hass begegnet, wird es niemals schaffen, diese Menschen zu überzeugen und zu integrieren.

Oder sollen wir wieder Konzentrationslager einrichten, um "die Probleme" auf diese Art und Weise zu beseitigen?
Denn bei aller Kritik und Hasshetze, habe ich hier nicht einen einzigen vernünftigen Lösungsvorschlag zu lesen bekommen, nicht einmal im Ansatz.
Alles läuft auf Ablehnung und Ausgrenzung hinaus.
Wir brauchen anscheinend wieder Schuldige, die für das ganze Desaster verantwortlich gemacht werden können.
Obwohl (!!!) die Situation heute nicht im geringsten mit den Zuständen in der desolaten Spätphase der Weimarer Republik vergleichbar ist und es den Menschen hier heutzutage viel besser geht.

Und da diese Menschen nun einmal hier sind, müssen wir uns auch mit ihnen auseinandersetzen, ob wir das wollen oder nicht.

Natürlich gibt es auch unter diesen Menschen Unwillige und "Überzeugungstäter". Und da erwarte ich von unserem Staat, diesen mit den entsprechenden Sanktionen und notfalls mit aller Härte zu begegnen, denn es darf nicht sein, dass unsere Gerichte zu sozialpädagogischen Einrichtungen degradiert werden.

Und an dieser Stelle kommen wir zum eigentlichen Problem.

Unter der Regierung von Frau Merkel hat es in nur ein paar Jahren einen erheblichen Wandel unserer Gesellschaft gegeben.
Meines Erachtens fehlt es den Damen und Herren unserer Regierung an Verantwortungsethik.

Nicht nur, dass sie eine Spaltung der Gesellschaft durch ihre unverantwortlichen Handlungsweisen in ihrer Einwanderungspolitik herbeigehführt hat, es droht zudem eine Spaltung Europas.

Und bei aller Kritik, die ich in letzter Zeit an der EU geübt habe, halte ich die Idee eines gemeinsamen Europas immer noch für eine sehr gute Sache.

Alles das steht jetzt auf dem Spiel, nicht zuletzt durch die eigenmächtige und selbstherrliche Gesinnungsethik unserer Bundeskanzlerin, die sich über Gesetze und Vereinbarungen hinweggesetzt und die sich erpressbar gemacht hat durch einen Deal mit einem türkischen Despoten und die nach wie vor uneinsichtig ist, dass ihr Weg schlichtweg in eine Katastrophe ungeheuren Ausmaßes führen wird, wie jedermann am Erstarken der rechtspopulistischen Kräfte in aller Welt erkennen kann.

Frau Merkel trifft meines Erachtens eine erhebliche Mitschuld am Austritt Großbritanniens aus der EU und an der Wahl der polnischen und ja, sogar der amerikanischen Regierung, weil die Menschen einfach Angst haben, dass ihre Gesellschaft viel zu schnell und zu radikal verändert werden soll.

Es ist selbstverständlich, dass sich Gesellschaften im Laufe der Zeit verändern (müssen), aber wenn das auf diese Art und Weise geschieht, dann kann dies nur zu Problemen ungeahnten Ausmaßes führen.

Darüber sollten wir diskutieren und nicht über ein paar lächerliche Kopftücher.


Liebe Grüße

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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