Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30.10.2014, 17:50   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Moin Eule,

inhaltlich ist eigentlich schon alles gesagt, ich denke, syranie hat es auf den Punkt gebracht.
Mir gefällt deine melancholische Villanelle auch sehr gut, doch die Satzkonstruktionen mindern das Gesamtbild an manchen Stellen etwas.

Die Schwachstellen wurden teilweise schon benannt, so dass ich dir einen Vorschlag hier lassen möchte, wie es meines Erachtens noch knackiger, deutlicher und runder klingen könnte.

Und dafür reicht es oft, nur ein wenig umzustellen oder ein bisschen Kitt in die Ritzen zu schmieren, um die Stellen glattzuschleifen.


Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder, (das klingt melancholischer und reflektierender)
Meist schützte das vor aller Welt Getöse. (das klingt viel runder im Gesamtzusammenhang)
Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder. (das klingt bestimmter und erfahrener)

Erhoffen wir dir einen neuen Flieder,
Das Lila übermalt der Lilie Größe -
Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder.

Und sei es dir auch noch so sehr zuwider,
Es gibt doch keine rettende Souffleuse;
Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder.

Verwöhn zum letzten Male mein Gefieder ("ein letztes Male"? So klingt es runder)
Und bitte sei nicht allzu lange böse;
Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder.

Der Schmerz frisst sich durch meine schwachen Glieder ("alle meine schwachen" ist nicht wirklich schön)
Ach bitte, hilf mir, wenn ich uns erlöse!
Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder.

Mein Brustkorb wölbt sich sachte auf und nieder,
Dies hier sind meine letzten Atemstöße…
Einst sangen wir gemeinsam schönste Lieder -
Zu keiner Zeit kehr ich jedoch mehr wieder.


Was sagst du?

Die Großschreibung der Zeilenanfänge gefällt mir allerdings auch nicht so sehr, da findest du in mir keinen Fan.

Die Souffleuse hingegen passt als Metapher sehr gut, denn es gibt nichts mehr zu sagen in diesem Schauspiel, es fehlen die Worte, also braucht es auch keine Ansage und Hilfe von außen mehr.

Die Reime "öse/öße" will ich in diesem Fall mal durchgehen lassen, sie bringen etwas Abwechslung in den sonst so "drögen" Villanellenalltag.

Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllt.


Der Text hat mir in seinem melancholischen Sinn gut gefallen.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten